Keller, Heinrich Adelbert (von)

Aus Romanistenlexikon
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Heinrich Adelbert (von) Keller (5.7.1812 Pleidelsheim - 13.3.1883 Tübingen); Sohn des Konrektors am Pädagogium Eßlingen u. späteren Pfarrers in Bietigheim Johann Jakob Keller (1764-1832); Vater des klassischen Philologen Otto Keller (1838-1927) u. Großvater des Anglisten Wolfgang Keller (1873-1943)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanistik; Anglistik; Germanistik

Unterr. durch den Vater; 1822 Pädagogium Eßlingen; 1823-30 Gymn. Stuttgart; Stud. Theologie u. neuere Sprachen Tübingen; Ostern 1834 Theol. Ex.; 24.5.1834 Prom. Tübingen (über das Buch von den sieben weisen Meistern als Vorarbeit zur vermuteten Habilitationsschrift); 1834/35 nach Uhlands Vorbild Parisaufenthalt zur Erforschung altfranz. Handschriften; Herbst 1835 Habil. Tübingen; 1835 PDoz. Neuere Sprachen u. Literaturen (Nachf. v. Ludwig Uhland); gleichzeitig (1836/37) Pfarrvikar Weilheim u. Aushilfslehrer f. Franz. Realschule Tübingen; 10.5.1837 zweiter Unterbibliothekar UB Tübingen; 1840/41 Italienreise zwecks Handschriftensuche; 30.6.1841 ao. Prof. f. Neuere Sprachen Tübingen; 1842-67 auch am Reallehrersem. Tübingen Doz. f. Deutsche Sprache u. Lit.; 27.11.1844 erster o. Prof. f. Germ. Phil. Tübingen u. Oberbibliothekar; 1854 württ. Personaladel; 1858/59 Rektor Tübingen; 1866 Vorstand d. „provisorischen Seminars f. neuere Sprachen“; 1848, 1855, 1864, 1873 Dekan d. Philos. Fak.

Hrsg. Bibliothek d. Litterarischen Vereins in Stuttgart, 140 Bde., 1849-83.

Li romans des sept sages, nach der Pariser Handschrift herausgegeben, Tübingen 1836 (vermutl. Habil.-Schr.); Miguel’s de Cervantes sämmtliche Romane u. Novellen aus dem Spanischen von A. K. u. Friedrich Notter, 12 Bde., Stuttgart 1839; Altfranz. Sagen, Tübingen 1839-40; Inauguralrede über die Aufgabe der modernen Philologie, Stuttgart 1842; Romvart. Beitraege zur Kunde mittelalterlicher Dichtung aus italienischen Bibliotheken, Mannheim-Paris 1844; Lieder: Guillem IX, Graf von Peitieu Herzog von Aquitanien. Hrsg. v. A. K., o. O. [Tübingen] 1848; Italiaenischer Novellenschatz, ausgew. u. übers. v. A. K., 6 Teile, Leipzig 1851-52; Decameron: Giovanni Boccaccio. Von Heinrich Steinhöwel. Hrsg. von A. v. K., Stuttgart 1860.

„Aehnlich manchen andern unter den ältern vertretern der modernen philologie ist Keller in seiner früheren zeit nicht bloss als streng gelehrter forscher aufgetreten. Die gelehrte thätigkeit erscheint bei ihm wie bei den brüdern Grimm, Diez, Lachmann u. a. nicht isoliert, sondern mit der neigung zur kunst innig verbunden, welche ja zu einer zeit, da es noch keinen traditionellen betrieb der neuern philologie, noch keinen germanistischen beruf gab, fast der einzige antrieb zur betreibung solcher vom trivium und quadrivium abgelegenen studien sein musste. Keller war, wie ein freund der musik, die ihm viele stunden seines lebens verschönern half, so auch ein warmer bewunderer poetischer grösse, was nur deshalb an ihm weniger in die augen springen konnte, da sich solche neigung bei ihm, wie alles, nicht in geistreichem brillantfeuerwerk, sondern in sehr angemessener, formeller weise kundgab“ (Fischer, 1881, 47-48).

H. Fischer, Biogr. Jb. f. Alterthumskunde 6, 1883, 41-56; Karl Bartsch, Zur Erinnerung an Adelbert von Keller, Tübingen 1883; Wilhelm Ludwig Holland, ADB 17, 452-454; W. Th. Elwert, NDB 11, 427; Haenicke / Finkenstaedt, Anglistenlexikon, 1992, 161-163; Ursula Klingenböck, IGL 2, 2003, 911-914.