Keil, Johann Georg

Aus Romanistenlexikon
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Johann Georg Keil (20.3.1781 Gotha – 1.7.1857 Leipzig); Sohn eines Senators u. Ratskassierers

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanistik, bes. Hispanistik u. Italianistik; Dichter

Gothaisches Gymn., wegen Tod des Vaters 1796 abgebrochen; Kaufmannslehre; Gymnasialabschluß Weimar; Stud. Philol. Jena; 1809 Sekretär d. Herzogl. Bibl.; Lehrer f. Ital., Span. u. Englisch Gymn. Weimar; Hofrat; Übersiedl. nach Leipzig nach Eheschließng mit d. Tochter des Bankiers Carl Eberhard Löhr; Domherr u. Dechant Kollegiatstift Wurzen; 1833/34 dessen Vertreter in der I. Kammer d. Sächs. Landtags; 1828 Dr. h. c. Jena.

1831 Mitgl. der Real Academia Española.

Hrsg. Biblioteca italiana, 11 Bde., 1806-12; Sammlung spanischer Originalromane, 2 Bde., 1810-12; Italienische Sprachlehre für deutsche Gymnasien u. hohe Schulen, Erfurt 1812, 3. Aufl. 1831; Spanische Grammatik, Gotha 1814, 2. Aufl. 1837; Elementarbuch der spanischen Sprache: für deutsche Gymnasien u. hohe Schulen, auch zum Selbstunterricht für Studirende / Libro Elementar de la Lengua Castellana, Gotha 1814; Spanische Chrestomathie, Gotha 1814; Las comedias de D. Pedro Calderon de la Barca, cotejadas con las mejores ediciones hasta ahora publicadas, corregidas y dadas á la luz por J. J. Keil, 3 Bde., Leipzig: Brockhaus 1820-1822; Dass., 4 Bde., Leipzig: Ernst Fleischer, 1827-30.

„Keils philologischer Leistung ist von seinen Zeitgenossen und bis in unser Jahrhundert große Anerkennung gezollt worden. Um so mehr bleibt zu fragen, warum Keil, der bis 1857 gelebt hat, den über viele Jahre mühsam zusammengetragenen kritischen Apparat und Kommentar zu seiner Ausgabe nicht mehr publiziert hat. Der Grund dafür kann natürlich im Tod seines Verlegers Fleischer im Jahr 1832 oder in heute nicht mehr rekonstruierbaren biographischen Ereignissen liegen. Andererseits ist aber auch denkbar, daß Keil hier dem sich wandelnden Zeitgeist Tribut zollte: Nicht nur war […] mit dem Jahr 1829 die ,romantische Apotheose Calderóns‘ zuendegegangen, sondern Johann Georg Keil selbst, der sich und sein philologisches Tun immer als wichtigen Baustein in einem streng hierarchisch gegliederten und letztlich absolutistischen Staatswesen gesehen hatte, war wohl politisch heimatlos geworden“ (Wentzlaff-Eggebert, 1989, 129-130).

Albert Schumann, ADB 17, 1883, 451-452; Harald Wentzlaff-Eggebert, „Johann Georg Keil u. die deutsche Calderón-Philologie im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts“, in: Tietz, Das Spanischinteresse, 1989, 118-130; Ders., Weimars Mann in Leipzig: Johann Georg Keil (1781-1857) u. sein Anteil am kulturellen Leben der Epoche. Eine dokumentierte Rekonstruktion, Heidelberg 2009.