Jung, Marc-René

Aus Romanistenlexikon
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Marc-René Jung (21.10.1933 Glarus – 1.6.2014 Zürich); der Vater stammte aus La Chaux-de-Fonds, die Mutter aus Bern

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. französische u. provenzalische Literatur des Mittelalters

1952 Matura (Typus A) Biel-Bienne; 1952-53 Stud. Rechtswiss.; 1953 Stud. Rom. (Franz., Ital., Span.) Basel, Florenz, Perugia, Genf, Santander, Segovia; 1960 Oberlehrerdipl. Basel; 1960-63 Parisaufenthalt; Stud. d. Arab. a. d. École des Langues orientales; Lektor f. Dt. École Normale Supérieure de Saint-Cloud; 1964 Prom. Sorbonne; 1963-65 Lehrer Kantonale Handelsschule Basel; 1968 Habil. Basel; 1968 ao. Prof. Zürich; 1971 o. Prof. Zürich; 1984-86 Dekan d. Phil. Fak. I; 1986-92 Prorektor f. Lehre u. Forschung; 1981-82 GProf. Basel; 1985 Bern; 1989 Centre d’Ètudes Supérieures de Civilisation Médiévale Poitiers; 1994 Sapienza Rom; 2001 Wolfgang-Stammler-Gastprofessur Fribourg; 2004 École nationale des Chartes Paris, 2001 em.

Ensi firent li ancessor: mélanges de philologie médiévale offerts à Marc-René Jung. Hrsg. v. Luciano Rossi, 2 Bde., Alessandria 1996.

Hercule dans la littérature française du XVIe siècle: de l’Hercule courtois à l’Hercule baroque, Genf 1966 (Diss.); Études sur le poème allégorique en France au moyen âge, Bern 1971 (Habil.-Schr.); (gem. mit Yves Girard), La littérature française: La Renaissance, Bd. 1: 1480-1548, Paris 1972; La légende de Troie en France au moyen âge, analyse des versions françaises et bibliographie raisonnée des manuscrits, Basel 1996; Die Vermittlung historischen Wissens zum Trojanerkrieg im Mittelalter, Fribourg 2001.

„Aufgrund der Breite ist es nicht einfach, Marc-René Jungs wissenschaftlichem Werk in ein paar Absätzen gerecht zu werden. Er war im okzitanischen Jaufré ebenso zu Hause wie in der spätmittelalterlichen Lyrik, Alarts de Cambrai Schriften oder, natürlich, der Troja-Legende, die er in all ihren Formen eingehend untersucht hat. Das Lexikon des Mittelalters, für welches er über die Jahre als Berater und Autor von ca. 100 Artikeln fungiert hat, legt von dieser Bandbreite beredtes Zeugnis ab.

Angesichts der Leistung des Mediävisten vergisst man oft, dass er mit seiner von V.-L. Saulnier betreuten Dissertation zu Herkules als Spezialist der französischen Literatur der Renaissance angefangen und sich erst danach zum Mittelalter rückwärtsgearbeitet hatte. Diese singuläre Vertrautheit mit Drucken und Handschriften und der Übergangszeit von Spätmittelalter zu Renaissance ist eines der Markenzeichen von Marc-René Jung und zieht sich wie ein roter Faden durch sein Œuvre. […] Der Zugang zum mittelalterlichen Werk erfolgt über Handschriften, die man in toto untersuchen muss. Marc-René Jung war kein Theoretiker, doch er hat viel über seine Praxis als Mediävist nachgedacht. Er wollte nur wissen, wie es damals wirklich gewesen war, und dafür hat er Handschriften untersucht, immer mehr und mit immer sichererem Auge für die Merkmale, die von Bedeutung sein können“ (Bähler / Trachsler, 2014, 253-254).

Ursula Bähler / Richard Trachsler, Nachruf, VRom 73, 2014, 251-256; Richard Trachsler, Nachruf, Romania 132, 2014, 283-277.