Jordan, Leopold (Leo) Hermann

Aus Romanistenlexikon
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Leopold (Leo) Hermann Jordan (28.9.1874 Paris – 28.7.1940 (?) München); Sohn des Kaufmanns Julius Jordan (1823-1887) u. der Rosa Levié (1834-1919), Leiterin der jüdischen höheren Töchterschule in Köln

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Französische Sprache u. Literatur; Geschichte der romanischen Wirtschaftssprache; Allgemeine Sprachwissenschaft

1884-85 Lycée Janson-de-Sailly Paris; 1985 Abitur Gymn. Eisenach; 1895-99 Stud. Philos., Geschichte, Rom. Sprachen u. Allg. Sprachwiss. Halle, Würzburg, Bonn; 7.3.1899 Prom. (Wendelin. Foerster) Bonn; 22.3.1905 Habil. (Hermann Breymann) München; SS 1908, SS 1910, WS 1910/11 LVtr. Breymanns; 1.10.1910 nebenamtl. Doz. f. Rom. Sprachen; 20.8.1911 ao. Prof. München; 1.10.1913 hauptamtl. Doz. f. Rom. Sprachen HH München („auf Lebenszeit u. unwiderruflich“); WS 1916/17 kriegsbed. LVtr. Walther Küchlers Würzburg; 31.5.1923 nach Auflös. d. HH HonProf. TH München; 27.1.1933 Entlass. aus rassischen Gründen.

Über den altfranz. Abenteuerroman „Cristal und Clarie“, Bonn 1899 (Diss.); Gedichte eines lombardischen Edelmannes des Quattrocento. Mit Einleitung u. Übers. hrsg. von L. J., Dresden 1905; Die Sage von den vier Haimonskindern, Erlangen 1905 (Habil.-Schr.); Über Beuve de Hanstone, Halle a. S. 1908; Savinien Cyarno de Bergerac’s „L’autre monde ou les états et les empires de la lune“. Nach der Pariser u. der Münchener Handschrift sowie nach dem Drucke von 1659 zum ersten Male kritisch hrsg. von L. J., Dresden 1910; Voltaires Orphelin de la Chine in drei Akten, nach der einzigen Münchener Handschrift, Dresden 1913; Elementarbuch. Einführung in das historische Studium der französischen Sprache u. ihrer Mundarten, Bielefeld-Leipzig 1923; Die Kunst des begrifflichen Denkens, München 1926; Les idées, leurs rapports et le jugement de l’homme, Genf 1926; Handelssprachkunde. Schriftlicher Verkehr, Rotterdam 1931; Schule der Abstraktion u. der Dialektik. Neue Wege des begrifflichen Denkens, München 1932.

„Leo Jordan war in der Tat ein Gegner Vosslers. Aber er war mehr als das. In der Schule Wendelin Foersters als zünftiger romanistischer Philologe ausgebildet, hat er sich später weite Gebiete unseres Faches selbständig erarbeitet. Seine Interessen waren weitgespannt. Sie reichten in der Literatur von der Epen- und Sagenforschung über Cyrano de Bergerac und Voltaire bis hin zu Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. In der Linguistik war er ein Pionier der Sprachsoziologie, speziell der Fachsprachenforschung. Aber er arbeitete auch über Sprachpsychologie und versuchte, das Verständnis von Sprache und Denken zu klären. Nicht überall hatte er eine glückliche Hand. Er gehörte nicht zu den größten Romanisten seiner Zeit. Aber er war andererseits weit bedeutender, als es seine relativ marginale Universitätsstellung vermuten läßt. Und so verdient sein Werk, dem Vergessen, in das es durch die Zeitumstände geraden ist, entrissen zu werden“ (Lebsanft, 1989, 158).

Seidel-Vollmann, Die romanische Philologie, 1977, 221-224; Franz Lebsanft, „Ein deutsch-jüdisches Schicksal: Der Philologe u. Linguist Leon Jordan (1874-1940)“, in: Christmann / Hausmann, Deutsche und österreichische Romanisten, 1989, 157-175 u. 287-288; Maas, Verfolgung u. Auswanderung, 2010, I, 353-359.