Jaberg, Karl

Aus Romanistenlexikon
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Karl Jaberg (24.4.1877 Langenthal, Kt. Bern – 30.5.1958 Bern); Sohn des Lehrers Christian Jaberg (1849-1911)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Sprachwissenschaft

1895 Abitur Gymn. Burgdorf; 1895/96 Stud. Rom., Geogr., Gesch., Päd. Bern u. Florenz; 1896/97 Lehrer Schweizer Schule Alexandria; 14.7.1900 Prom. (Emile Freymond) Bern; 1900-01 Vertiefungsstud. Paris (Gaston Paris; Ferdinand Brunot; Jules Gilliéron); Gymnasiallehrer Kantonsschule Aarau u. Höhere Töchterschule Zürich; 1906 Habil. (Jakob Ulrich) Zürich; 1907 ao. Prof. Bern; 1909-45 o. Prof. Bern; er schuf den monumentalen „Sprach- und Sachatlas Italiens u. der Südschweiz“ (AIS, 8 Bde., 1928-40); 1943-48 Direktor des „Glossaire des patois de la Suisse romande“; 1921-22 u. 1935-36 Dekan; 1931-32 Rektor; 1944 Dr. phil. h. c. Genf; 1950 Gent.

1947 Begr. Collegium Romanicum.

1936 korr. Mitgl. d. Preuß. Akad. d. Wiss.

FS Karl Jaberg zugeeignet zur Feier seines 60.Geburtstages u. zur Vollendung des 60.Semesters seines akademischen Lehramtes, 24. April 1937, Halle a. S. 1937; Sprachwissenschaftliche Forschungen u.Erlebnisse. Hrsg. v. seinen Schülern u. Freunden, Paris [u.a.] 1937.

Pejorative Bedeutungsentwicklung im Französischen, Diss. [gedr. ZrP 25, 1901, 561-601; 27, 1903, 25-71; 29, 1905, 57-71); Über die assoziativen Erscheinungen in der Verbalflexion einer südostfranz. Dialektgruppe, Aarau 1906 (Habil.-Schr.); Aspects géographiques du langage: (Avec 19 cartes). Conférences faites au Collège de France (Décembre 1933), Paris 1936; Der Sprachatlas als Forschungsinstrument: kritische Grundlegung und Einführung in den Sprach- u. Sachatlas Italiens u. der Südschweiz, Halle a. S. 1939; Krankheitsnamen. Metaphorik u. Dämonie, Basel 1951.

„Wie es für den Schweizer Romanisten naheliegt, wählte sich Jaberg als Forschungsfeld vor allem das Französische, Italienische und Rätoromanische. Außer dem Sprachatlas und den zahlreichen Aufsätzen und Besprechungen sei hier an seine fördernde Mitarbeit in den leitenden und beratenden Ausschüssen der nationalen Wörterbücher und des schweizerischen Volkskundeatlas erinnert, vor allem aber an die Dienste, die er dem Glossaire des patois de la Suisse romande von 1942 bis 1948 als dessen Direktor geleistet hat. Auch fernerliegenden Gebieten der Romania, vom Portugiesischen bis zum Rumänischen, hat er jedoch grundlegende Untersuchungen gewidmet. Und immer wieder schweift sein forschender Blick über die Grenzen seines Fachgebietes hinaus in andere indogermanische Idiome. Mit Gewinn wurden gelegentlich auch Eingeborenensprachen zum Vergleich herangezogen.

Wenn Jabergs Forschungsarbeit vor allem der Mundart galt, wenn er die Sprache vor allem in ihrer Gebundenheit an die Bedürfnisse und Nöte des Alltags sah, so vergaß er doch darob die Höhen nicht, zu denen sie sich erhebt, wenn der Dichter sie handhabt. Der Lektüre und Interpretation literarischer Kunstwerke hat er viele Mußestunden und einen großen Teil seines Unterrichts gewidmet. Seine Vorlesungen etwa über Dante und Ariost werden denen, die sie miterlebt haben, unvergeßlich bleiben“ (Heinimann, 1958, 6).

HSchA Nr. 04993-05011; Augsburg, UA (Romanistenarchiv, NL Hubschmid); Siegfried Heinimann, VRom 17, 1958, 1-18 (P; Bibl. 9-18); W. Th. Elwert, NDB 10, 1974, 210-211; LexGramm, 1996, 467 (Daniel Baggioni); G. Hilty, in: Les linguistes suisses et la variation linguistique. Hrsg. v. Jakob Wüest, 1997, 115-124; Storost, 330 Jahre romanische Sprachen, 2001, II, bes. I, 349-353; 442; Fryba-Reber, Philologie et linguistique romanes, 2013, 381, bes. 196-200; Ricarda Liver, hls (online).