Hirsch, Ernst

Aus Romanistenlexikon
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Ernst Hirsch (5.3.1904 Eisgrub [heute Ladnice na Maravĕ, Tschechische Republik] – 5.3.1984 Lorch, Württ.); Sohn von Dr. med. Simon Hirsch

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Sprache der Waldenser

1923 Abitur Lundenburg (heute Břeclav, Tschechische Republik); 1923-27 Stud. Rom. Wien; 1927 Prom. (Karl v. Ettmayer); 1927-28 Bibliothekar Rom. Sem. Wien; Privatschullehrer in Württemberg; 1938 aus rass. Gründen Rückkehr in die Tschechoslowakei; 1944 Deportation n. Frankreich; 1945 Aberkennung d. tschech. Staatsbürgerschaft; 1947 Rückkehr nach Württemberg (Bopfingen; Lorsch); 1947 Gymnasiallehrer; 1957 verbeamtet; 1971 i. R.

Der Nasaleinschub bei romanischen Pflanzennamen, Wien 1927, masch. (Diss.); Beiträge zur Geschichte der württembergischen Waldenser, Stuttgart 1962[1963]; Provenzalische Mundarttexte aus Piemont, Tübingen 1974.

„Neben zusammenfassenden monographischen Publikationen (etwa ,Beiträge zur Sprachgeschichte der württembergischen Waldenser‘) stehen später bei ihm eine große Zahl von populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen in Zeitungen und Rundfunkbeiträgen, in denen H. über seinen sprachwissenschaftlichen Gegenstand hinaus das Schicksal der vertriebenen Waldenser darstellt. Hier wird deutlich, daß er gewissermaßen in einem historischen Spiegel das Schicksal seiner eigenen Vertreibung bearbeitet. Das ist wohl auch die Folie für die angesprochene projektive Verkürzung seiner leitenden Forschungsfragen: Die Rückprojektion auf die Herkunftsdialekte charakterisiert den Sprachverlust in der Diaspora-Situation als Ausdruck der Vertreibung. Dieser biographische Impuls wird aber auch deutlich in der unbedingten wissenschaftlichen Stringenz seiner Arbeiten, die sich nicht zuletzt auch gegen die verbreitete Esoterik im Umgang mit Themen wie dem der Wal(den)ser ausdrückt, das viel mit dem völkischen, pseudowissenschaftlichen Geschäft im Kielwasser der nationalsozialistischen Bewegung gemeinsam hat“ (Maas, 2010, 1, 316).

Kurt Baldinger, „Die piemontesischen u. baden-württembergischen Waldenser. Ernst Hirsch zum 70. Geburtstag“, Z. f. Dialektologie u. Ling. 41, 1974, 170-176 (Schr.-Verz.); Henri Draye, Onoma 18, 1974, 306-309; Hans Joachim Schmitt, Der französische Wortschatz der Waldenser in Deutschland, Tübingen 1996 (Beihefte zur ZrP; 1996), 500-501; Maas, Verfolgung u. Auswanderung, 2010, I, 314-316; Jürgen Eschmann / Albert de Lange, „Ernst Hirsch (1904-1984), Erforscher der waldensischen Sprachgeschichte“, in: Bewahrung und Erneuerung: Förderer des deutschen Waldensertums. Aufsätze anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Deutschen Waldenservereinigung e. V. 2011 und des 75-jährigen Jubiläums der Einweihung des Henri-Arnaud-Hauses in Schönenberg als Museum 2014, Heidelberg 2014, 229-248.