Gaspary, Adolf Robert

Aus Romanistenlexikon
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Adolf Robert Gaspary (23.5.1849 Berlin – 17.3.1892 Berlin); Sohn des Kaufmanns Robert Eichheim Posner (seit 1836 Gaspary)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. italienische Literatur

Gymn. Zum Grauen Kloster; einjähriger Italienaufenthalt aus Krankheitsgründen; 1868 Abitur Gymn. Spandau; 1868-73 Stud. Philos., Kunstgesch. u. Rom. Berlin, München u. Freiburg i. Br.; erneuter Italienaufenthalt; 5.12.1872 mündl. Doktorprüfung; 18.1.1873 Prom. Philos. (Friedrich Harms); intensive Reisetätigkeit, bes. Italien, wo er mit Francesco De Sanctis in Kontakt kam; vertieftes Stud. bei Adolf Tobler; Frühjahr 1878 Lektor f. Ital. FWU Berlin; 1882 Habil.; 1880 ao. Prof. f. Rom. Phil. Breslau; 1883 o. Prof. ebd.; 1891 o. Prof. Göttingen (Amt aus Krankheitsgründen nicht mehr angetreten); 1888 Dr. phil. h. c. Università di Bologna.

1888 Preis der Diez-Stiftung; 30.12.1891 korr. Mitgl. der Accademia delle Scienze di Napoli.

Sizilianische Dichterschule des 13. Jahrhunderts, Berlin 1878 (Habil.-Schr.) (auch ital., 1882); Geschichte der italienischen Literatur, 2 Bde. (1. Die italienische Literatur im Mittelalter; 2. Die Literatur in der Renaissancezeit), Straßburg 1885 u. 1888 (auch ital., trad. dal tedesco da Nicola Zingarelli, 1891).

„Die Vorlesungen, die Gaspary in Breslau hielt, bewegten sich in weitgezogenem Kreise, wie überhaupt seine Studien, die nichts weniger als die eines ,Specialisten‘ für Italienisch waren. Er behandelte vor einer Zuhörerschaft, die zeitweise auf mehr als sechzig anstieg, in den letzten Jahren freilich, wie die aller deutschen Romanisten, merklich herabging, Erklärung altitalienischer Sprachdenkmäler, Laut- und Formenlehre des Französischen, Geschichte der provenzalischen Litteratur mit Erklärung ausgewählter Texte, Erklärung der ältesten französischen Sprachdenkmäler, französische Syntax, italienische Grammatik, Geschichte der französischen Litteratur im 17. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert, provenzalische Grammatik, Dantes Leben und Werke, Erklärung von Amis und Amile, Voltaires Leben und Werke. Dazu kamen altfranzösische, provenzalische, neufranzösische, spanische, italienische Übungen. Die Art seines Lehrens zu kennzeichnen bin ich nicht in der Lage; daß aber sein Wirken das eines hochbegabten, trefflich vorbereiteten, im höchsten Grade pflichttreuen, ernsten, allem nichtigen Scheine abholden Mannes war, weiß ich. Daß er strebsamen Schülern freundlich näher trat, daß er durch Wohlwollen viele in dankbarer Gesinnung an sich fesselte, hab ich oft gehört und gern geglaubt“ (Tobler, 1892, 391).

Romania 21, 1892, 321; Adolf Tobler, „Zur Erinnerung an Adolf Gaspary“, ASNSpr 88, 1892, 386-393; W. Th. Elwert, NDB 6, 1964, 79; Homeyer, Zumbini, 1982, 23-39; Hohmeyer, Beiträge zur Geschichte der deutschen Romanistik, 1989, 12-42; Berlin, StB Portr. Slg / Philol. Kl. Gaspary, Adolf, Nr. 1 (P).