Fernow, Carl Ludwig

Aus Romanistenlexikon
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Carl Ludwig Fernow (19.11.1763 Blumenhagen b. Pasewalk – 4.12.1808 Weimar); Sohn des Gutsknechts Christoph Fernow († 1794) u. der Dorothea Agnes Benz († 1771)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Kunsttheoretiker; Bibliothekar; Italianist

Apothekerlehre in Anklam; 1786 Ratsapotheke Lübeck; Stud. Philos. (K. L. Reinhold) Jena; 1794 Übersiedlung nach Rom; 1802 ao. Prof. f. Ästhetik (auf Wunsch Goethes) Jena; 1804 Prom.; Bibliothekar d. Herzogin Anna Amalia (Nachf. v. Chr. J. Jagemann).

Italienische Sprachlehre für Deutsche, 2 Teile, Tübingen 1804, 21815, 31829; Römische Studien, 3 Bde., Zürich 1806 [im 3. Bd. findet sich die Arbeit „Ueber die Mundarten der italienischen Sprache“]; Raccolta di Autori classici italiani, 12 Bde., Jena 1806-1810; Leben Lodovico Ariosts, des Göttlichen, Zürich 1809; Francesco Petrarca, nebst dem Leben des Dichters. Hrsg. von Ludwig Hain, Altenburg u. Leipzig 1818.

„Wenn man einmal davon absieht, daß Fernow in weit geringerem Umfang als sein Vorgänger Sprachunterricht erteilt hat, so weist doch seine italianistische Tätigkeit am Weimarer ,Musenhof‘ viele Parallelen zu derjenigen Jagemanns auf. Auch er hat eine umfangreiche Anthologie italienischer Schriftsteller herausgegeben, die in den Jahren 1806-1810 erschienene zwölfbändige Raccolta di autori classici italiani. Auch er hat Biographien berühmter Italiener verfaßt, eine über Ariost und eine weitere über Petrarca. Von wirklich herausragender Bedeutung auf diesem Gebiet sind jedoch meines Erachtens nur seine sprachwissenschaftlichen Werke. […] Bis zum Erscheinen der Grammatik der italienischen Sprache von Christoph Schwarze im Jahre 1988 – bezeichnenderweise wiederum in Tübingen – wurde Fernows Grammatik an Ausführlichkeit und Vollständigkeit der Darstellung von keinem für Deutsche bestimmten Lehrwerk erreicht. Es handelt sich um eine synchronisch-deskriptive Grammatik, die sich nicht nur auf zahlreiche früher erschienene Werke stützt, sondern in die auch viele Anregungen und Beobachtungen italienischer Freunde Fernows Eingang gefunden haben“ (Albrecht, 1996, 141).

Arthur Richter, ADB 6, 1877, 716-717.; Herbert von Einem, NDB 5, 1961, 98-99; Jürgen Storost, „Zur Erforschung der italienischen Dialekte in der deutschen Sprachwissenschaft der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Fernow, Fuchs)“, Italienische Studien 12, 1990, 55-71; Jörn Albrecht, „Carl Ludwig Fernow und Christian Joseph Jagemann“, in: F.-R. Hausmann (Hrsg), „Italien in Germanien“. Deutsche Italien-Rezeption von 1750-1850, Tübingen: Narr, 1996, 131-149; Storost, „Carl Ludwig Fernow und August Fuchs. Zur Erforschung der italienischen Dialekte in der deutschen Sprachwissenschaft“, in: Storost, In memoriam Vladimiro Macchi, 2008, 101-123.