Fastenrath, Johannes

Aus Romanistenlexikon
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Johannes Fastenrath (3.5.1839 Remscheid – 16.3.1908 Köln); Sohn des Großkaufmanns Johannes Fastenrath (1798-1867) u. der Rosalie geb. Hürxsthal

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Jurist; Schriftsteller; Übersetzer

Mittelschule in Remscheid; Schulabschluß in Köln; Stud. Rechtswiss. Bonn (dort auch Hörer von Friedrich Diez), Heidelberg, München u. Paris; 1860 Prom. zum Dr. iur. Berlin; Auskultator Landgericht Köln; Erlernen des Span. im Selbstunterricht; um 1862 Aufgabe der jurist. Laufbahn; 1864, 69 u. 79 längere Spanienaufenthalte, während derer er mehrere span. u. katalan. Schriftsteller kennenlernte; 1899 in Köln in Anlehnung an die Barceloneser „Jochs Florals“ Organisation v. Blumenspielen (Dichterwettbewerbe) im Kölner Gürzenich; seine 10000 Bde. umfassende Bibl. vermachte er der Stadtbibl. Köln.

Calderón de la Barca, Leipzig 1881; Calderón in Spanien, Leipzig 1882; Catalanische Troubadoure der Gegenwart, verdeutscht u. mit einer Uebersicht der catalanischen Literatur eingeleitet, Leipzig 1890.

„1890 veröffentlichte Johannes Fastenrath […] seine […] zweisprachige Sammlung Catalanische Troubadoure der Gegenwart, eine Anthologie heute völlig vergessener Lyriker. Der anachronistisch-metaphorische Ausdruck ,Troubadoure‘ ist bezeichnend für den Versuch, auf die mittelalterliche okzitanische Kunstdichtung zur Legitimation des erneuerten Traditionszusammenhangs mit der Moderne zurückzugreifen, obwohl in formaler Hinsicht (Metrik, Themen, Gattungen, Sprachstil) und im gesellschaftlichen Umfeld (höfische Dichtung – bürgerliche Poesie) keine Gemeinsamkeiten gegeben sind. Auch die suggerierende Gleichsetzung zwischen Okzitanisch und Katalanisch ist irreführend, selbst wenn an katalanischen Höfen zuweilen okzitanische Dichtkunst gepflegt wurde.

Typisch für das schwärmerische Interesse am Mittelalter war auch Fastenraths Versuch, die okzitanisch-katalanischen Dichterwettbewerbe mit Preisverteilung (Jocs Florals, seit 1859 in Katalonien wiederbelebt) 1899 in Köln einzurichten ,als ein Gegengewicht gegen das nüchterne, hastende Treiben des Geschäfts- und Fabriklebens‘. Solche literarische Folklore sollte die rheinisch-westfälische Provinzdichterszene beleben, und sie konnte sich in wilhelminischer Zeit bis zum Kriegsausbruch 1914, sogar unter Beteiligung katalanischer Autoren, halten“ (Briesemeister, 2004, 30-31).

HSchA Nr. 03005-03006; Werner Beinhauer, ADB 5, 1961, 28-29; Titus Heydenreich, „Johannes Fastenrath und Mexiko. Themen und Folgen der Briefe (1881ff.) von Otto Engelbert Freiherr von Brackel (1830-1903)“, in: Tietz, Das Spanieninteresse, 1989, 149-169; Ursula Vones-Liebenstein, Rheinische Lebensbilder 12, Köln/Bonn 1991, 157-178; Briesemeister, Spanien aus deutscher Sicht, 2004, 30-31, 37, 38, 472.