Faßbinder, Klara Marie

Aus Romanistenlexikon
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Klara Marie Faßbinder (15.2.1890 Trier – 3.6.1874 Berkum b. Bonn); Tochter des Volksschullehrers Peter Faßbinder

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanistik; Geschichte, bes. französischen Kulturgeschichte; Übersetzerin; Friedensaktivistin

1906 Höheres Lehrerinnensem. Koblenz; 1909 Lehrerinnenexamen; Lehrerin Höhere Mädchenschule d. Engl. Fräulein Darmstadt; Lyzeum v. Emilie Heymann, Bonn; 1913 externes Abitur Münster; Stud. Franz., Gesch., Philos. Bonn; 1917 1. StE.; April 1918 „vaterländischer Hilfsdienst“ bei der Armee in Frankreich (Sedan); 1920 Prom.; 1921 2. StE. u. Mädchenschule Cecilienschule St. Johann; Leiterin d. Landessekretariats Saar d. Bühnenvolksbundes Saarbrücken; 1923 Teilnahme am 1. Friedenskongreß Freiburg i. Br.; 1928 u. 29 Teilnahme an den Entretiens de Pontigny; 1934 Entl. aus polit. Gründen; 1940 Leitung der Privatschule Quisisana Horrem b. Köln; 1945-55 o. Prof. f. Geschichte Pädagog. Akad. (PH) Bonn; ab 1951 aktiv in der westdt. Friedensbewegung; 1953 suspendiert, später rehabilitiert, jedoch nicht mehr zum Dienst zugelassen.

1969 Palmes Académiques; Carl v. Ossietzky-Medaille; Ehrenmitgl. Verband deutschsprachiger Übersetzer

Begegnungen u. Entscheidungen, Darmstadt 1961; Der versunkene Garten. Begegnungen mit dem geistigen Frankreich des Entre-deux-guerres 1919-1939. Wiederbegegnungen nach dem 2. Weltkrieg, Heidelberg 1968.

Leben und Werk des Troubadours Raimbaut de Vaqueiras, Bonn 1920 (Diss.), gedr. als: Raimbaut von Vaqueiras. Dichtung u. Leben, Halle a. S. 1929, Nachdruck Genf 1977; Romain Rolland, Dortmund 1925.

„Klara Marie Faßbinders Frankreichkontakte waren anfänglich eher zufälliger Natur. Als Sekretärin des Bühnenvolksbundes brachte sie französische Stücke zur Aufführung, nachdem sie durch private Initiative von dem konvertierten Katholiken Henri Ghéon die Übersetzungs- und Aufführungsrechte seiner Stücke erhalten hatte. Zusätzlich versuche sie, dem deutschen Publikum Paul Claudel nahezubringen, indem sie Referate über seine Werke hielt. Seit sie 1913 zum ersten Mal die Aufführung von L’otage gesehen hatte, war Klara Marie Faßbinder von der religiösen Thematik in Claudels Werk gefesselt. Die Verehrung für den Autor Claudel übertrug sich auf den Menschen, als Faßbender ihn 1937 aufsuchte, um die Übersetzungsrechte für Le Chemin de Croix von ihm zu erhalten. Daraus entwickelte sich eine freundschaftliche Verbindung, die, unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg, Faßbinder immer wieder die Möglichkeit gab, bei weiteren Übersetzungen den als Mensch und Autor verehrten Claudel selbst um Rat zu fragen.

Zwar erweiterte sich das Spektrum ihrer Kontakte, als sie 1927 in Nancy erstmalig an der Semaine sociale des Catholiques de France teilnahm, aber den Charakter der Einzelinitiative behielt Faßbinders stark individuell bestimmte Mitwirkung am deutsch-französischen Dialog bei. Hier hatte sie die Möglichkeit, an ein milieugebundenes katholisches Netzwerk anzuknüpfen. Die seit 1904 veranstalteten Tagungen französischer Katholiken griffen in der Hauptsache soziale Themen auf, setzten aber insbesondere unter dem Einfluß des Vertrags von Locarno und der positiven Haltung des Vatikans zur bilateralen Verständigung auch Fragen der internationalen Kommunikation auf die Tagesordnung“ (Apel, 1997, 85).

Fromm 5330, 5339, 5340, 5342, 5361, 5362 (Paul Claudel); Uta Apel, „Klara Marie Faßbinder. Katholische Pazifistin und Mittlerin zwischen Deutschland und Frankreich“, lendemains 22, Nr. 86/87, 1997, 76-92; Vera Bücker, „Klara Maria Faßbinder (1890–1974). Unermüdliche Kämpferin für den Frieden“, in: Alfred Pothmann / Reimund Haas (Hrsg.), Christen an der Ruhr, Bottrop 2002, Bd. 2, 92-105; Thoms Becker, Online-Portal Rheinische Geschichte, 30. September 2010; saarland-biografien.de (online).