Donzé, Roland André

Aus Romanistenlexikon
Wechseln zu: Navigation, Suche

Roland André Donzé (20.6.1921 Delémont – 26.11.2011 Bern); Sohn von Paul Donzé, Inhaber eines Papeteriegeschäfts u. Gelegenheitsarbeiter, u. der Barbe geb. Urben

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Französische Philologie; Schriftsteller

Schulzeit in Biel-Bienne; Stud. Bern u. Genf; 1965-86 o. Prof. Bern (philologie française).

Le comique dans l’œuvre de Marcel Proust, Bern 1955 (Prom.); La grammaire générale et raïsonnée de Port-Royal. Contribution à l’histoire des idées grammaticales en France, Bern 1967, 2. Aufl. 1971, span. 1970 (Habil.-Schr.).

„Die Anerkennung kam mithin von aussen. 1970, drei Jahre nach Veröffentlichung der Habilitationsschrift, erschien in Buenos Aires eine spanische Übersetzung, angeblich ohne Wissen und Zutun des Autors, und 1971 die französische Zweitauflage. Die ,Grammaire générale et raisonnée de Port-Royal’ brachte Donzé nicht nur Rufe ein, nach Zürich und Heidelberg zuerst, dann nach Berkeley und Basel, sondern die Rufe führten in Bern, das er nie verliess, zur Festigung seiner Position. Als er usanzgemäss dem Dekan die Anfrage aus Zürich mitteilte, wurde er vom Privatdozenten zum ausserordentlichen Professor befördert. Und als sich Heidelberg um ihn bewarb, wurde er Ordinarius. Weiter hinauf ging es nicht, obwohl sich, wie gesagt, noch Berkeley und Basel meldeten. Wegen eines einzigen Buchs. Die kalifornischen Gelehrten, durch eine dänische Rezension auf Donzé aufmerksam geworden, sahen in der ,Grammaire de Port-Royal’ eine Möglichkeit, die generative Transformationsgrammatik zu widerlegen, und in Donzé einen möglichen Anti-Chomsky. Eine Delegation aus Berkeley suchte ihn auf und versprach ein Herrenleben. Der Hörerkreis werde sich auf eine Handvoll Post Docs beschränken, nach deren Brillanz er sich in Bern vergeblich sehne. Das Mandat werde bloss sechs Jahre umfassen. Dann werde er aller Lehrverpflichtungen ledig. ,Die Leute nämlich, mit denen Sie es zu tun haben werden, verlangen so viel, dass Sie nachher erschöpft sind und nichts mehr geben können‘. Donzé wandte ein, die finanzielle Rechnung gehe nicht auf. Nach dem Austritt aus Berkeley fehlten ihm noch mehr als zehn Beitragsjahre bis zur Erreichung der Altersgrenze. ,Ach, darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Bei uns werden Sie in sechs Jahren gleich viel verdienen wie in Bern bis zur Pensionierung‘.

Donzé versprach, es sich zu überlegen, doch war dies bloss seine übliche Form der Absage. Die Geschichte drang nie an die universitäre Halböffentlichkeit“ (Schaer, 2014, 81-82).

Kürschner 2015; NL Bern, SLA (P); Michel Schaer, Nachdenken, Forschen, Schreiben: ein Professorenleben vor Bologna, Roland Donzé 1921-2011, Bern 2014.