Doerig, Johann Anton

Aus Romanistenlexikon
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Johann Anton (Hans; Juan Antonio) Doerig (26.1.1906 Triebern-Schwende, Kt. Appenzell – 23.5.1997 St. Gallen); Sohn eines Landwirts

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Iberoromanistik, bes. Kulturkunde der iberoamerikanischen Welt, Sprach- u. Stilkunden

Schulen in Norddeutschland (Steinheim, Hameln); 1925 Matura Kollegium Schwyz; Stud. Neue Sprachen Lehramtsschule St. Gallen u. U Zürich; Auslandsaufenthalte Siena, Paris, London, Madrid, Coimbra; 1929 Hauptlehrer Engl. u. Deutsch Kantonsschule Zug; Prom. (Arnald Steiger) Zürich; 1945 LA Span. ETH Zürich; 1947 ao., 1948 o. Prof. f. span. u. portug. Sprache u. Literatur St. Gallen (HSG); 1961 Mitbegr. u. (bis 1972 Leiter) d. Lateinamerikan. Inst. d. HSG; 1976 em.; danach HonProf. HSG.

1976 Encomienda de la Orden de Isabel la Católica.

Mithrsg. Folia Humanistica, Barcelona.

Contribución al estudio del folklorismo en „Fernán Caballero“, Madrid 1934 (Diss.); Die Stellung der Sklaven nach den Siete Partidas Alfons’ d. Weise, o. O. 1949; Mundo Hispánico. Einführung in die spanische Sprache u. Kultur, Zürich 1952 u. ö.; Einige Wesenszüge der spanischen Barockliteratur, Bern 1956; Mundo luso-brasileiro: Einführung in die portugiesisch-brasilianische Sprache, Kultur und Wirtschaft: Aussprache, Grammatik, Lektüre, grammatische u. stilistische Uebungen, Handels-Korrespondenz, Zürich 1961; Lo fundamental de la gramática. Einführung in die spanische Grammatik. Kurzgefasste Grammatik der spanischen Umgangssprache mit Anhang über die wesentlichen Besonderheiten des amerikanischen Spanisch, Zürich 1974.

„Juan Antonio, wie er sich gerne nennen liess, war Lehrer mit Leib und Seele. Sein Unterricht an akademischen Lehranstalten, an denen nicht künftige Sprachlehrer, sondern Fachleute der Wirtschaft oder des Ingenieurwesens ausgebildet werden, richtete sich entsprechend auf die Vermittlung praktischer Sprachkompetenz und landeskundlicher Kenntnisse aus. In dieser Hinsicht nehmen seine mehrfach neu aufgelegten Lehrbücher für Spanisch und Portugiesisch eine erst später eingetretene Entwicklung der Fremdsprachendidaktik vorweg. Auch wissenschaftlich blieb er weiterhin tätig. Sein Publikationsverzeichnis für die Jahre 1934 bis 1986 umfasst neben den erwähnten Büchern über hundert Aufsätze. Dabei blieb er stets seinem Anliegen treu, die Kenntnise über die ibero-amerikanische Welt und ihre Geschichte an eine breitere Leserschaft zu vermitteln. Aus diesem Grunde sind seine Arbeiten seltener in gelehrten Fachorganen als in kulturellen Zeitschriften des In- und Auslandes erschienen. […] Seine Interessen galten folgerichtig weniger der Linguistik oder der Interpretation literarischer Texte und Autoren als dem Kulturvergleich sowie ethischen Problemen aus der Kolonialgeschichte wie etwa dem Wirken von Pater Las Casas zur Zeit der Eroberung Amerikas oder der Entwicklung der Sklaverei. Auch Politologisches gehörte zu seinen Themen, zum Beispiel die Gegenüberstellung der Staatsauffassungen Rousseaus und des spanischen Philosophen Francisco Suárez. Als gutem Katholiken stand ihm das spanische Barockzeitalter besonders nahe“ (Siebenmann, 1998, 267).

Gustav Siebenmann, Nachruf, Innerrhoder Geschichtsfreund 39, 1998, 266-268 (P); Schrift.-Verz. ebd. 40, 1999; Siebenmann, Romania, 2011, 250-251.