Diefenbach, Lorenz

Aus Romanistenlexikon
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Lorenz Diefenbach (19.7.1806 Ostheim / Wetterau – 28.3.1883 Darmstadt); Sohn eines Pfarrers

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Pfarrer; Bibliothekar; Lexikograph

1821 Stud. Theol. Gießen; Prom. Gießen 1831; Privatlehrer, Stadtpfarrer, Bibliothekar im Raum Frankfurt a. M.; 1843 Privatmann in Bockenheim; 1865 Stadtbibl. Frankfurt a. M.; 1876 i. R., Übersiedelung nach Darmstadt.

Über die jetzigen romanischen Schriftsprachen, Leipzig 1831 (Diss., auch online); Glossarium Latino-Germanicum mediae et infimae aetatis, Frankfurt a.M. 1857; Novum glossarium latino-germanicum mediae et infimae aetatis. Beiträge zur wissenschaftlichen Kunde der neulateinischen und der germanischen Sprachen, Frankfurt a. M. 1867, Nachdruck 1997; Vergleichendes Wörterbuch der gothischen Sprache: Lexicon comparativum linguarum indogermanicum / Vergleichendes Wörterbuch der germanischen Sprachen u. ihrer sämtlichen Stammverwandten mit besonderer Berücksichtigung der romanischen, lithauisch-slavischen und keltischen Sprachen und mit Zuziehung der finnischen Familie, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1851.

„Angesichts des zementierten Gründungsmythos Friedrich Diez und der Symbolkraft der Diezschen Grammatik als Formel zur Beschwörung einer Grundsteinlegung der Romanischen Philologie als Wissenschaft, neigt die Gegenwart leicht dazu, die Anfänge des Faches mit einem exkludierenden Blick zu betrachten. So gerät ein weiterer Forscher, der Pionierleistungen auf dem Gebiet der Romanischen Philologie erbracht hat, leicht in Vergessenheit: Lorenz Diefenbach. 1831 legt Diefenbach seine Dissertation Ueber die Jeztigen romanischen Schriftsprachen vor, die bis zum Erscheinen der Diezschen Grammatik grundlegend für die Beschäftigung mit den romanischen Sprachen war (Storost 2008: 181). So bezieht sich beispielsweise kein Geringerer als Wilhelm von Humboldt in seiner Abhandlung über die Kawi-Sprachen auf Diefenbachs Werk. Diefenbach selbst war gut vernetzt, er hielt Kontakt zu Jakob Grimm, Friedrich Diez, Franz Bopp und August Pott. Sein Werk ist allerdings disparat: neben dem eher geringen Teil, den seine Forschung zur Romanischen Philologie ausmacht, war Diefenbach vor allem auf dem Gebiet der deutschen Sprache, besonders auch der Keltologie tätig, bemühte sich um eine Verbindung von Ethonologie und Linguistik in seinen Forschungsarbeiten und schrieb auch belletristische Werke und Gedichte. Diefenbachs Interesse galt hauptsächlich lexikographischen Studien, ein großer Teil seines Werkes besteht aus Wörterbüchern oder Glossaren. Storost ordnet Diefenbach der Vorgeschichte der wissenschaftlichen Romanistik zu (Storost 2008: 190). Dafür spricht auch die Konzeption der Schriftsprachen, beginnend mit dem Spanischen unternimmt Diefenbach einen Streifzug durch die romanischen Sprachen, über das Portugiesische, Rätoromanische, Italienische, Französische bis hin zum Dakoromanischen. Den größten Teil der Untersuchung nehmen Vergleichstabellen der sechs romanischen Sprachen, die Diefenbach untersucht, mit dem Lateinischen ein“ (Wolf, 2012, 281-282).

HSchA Nr. 02296-02298; Hermann Wunderlich, ADB 47, 1903, 677-679; Ernst Schwarz, NDB 3, 1957, 640-641; Jürgen Storost, „Lorenz Diefenbach. Sein Beitrag zur Entwicklung der romanischen Sprachwissenschaft“, in: Ders., „In memoriam Vladimiro Macchi“, 2008, 169-193; Wolf, Kontinuität und Wandel, 2012, 281-289.