Dessau, Albert

Aus Romanistenlexikon
Version vom 22. Januar 2016, 22:00 Uhr von Nonnenmacher (Diskussion | Beiträge)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Albert Dessau (15.3.1928 Heintrop, Westf. – 20.10.1984 Rostock); Sohn des Buchhalters Adolf Dessau (1902-1976)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Lateinamerikanistik

1946 Abitur Höhere Schule Radebeul; 1946-50 Neulehrer Coswig (Meißen); 1950-54 Stud. d. Rom. Phil., HU Berlin; 1954 Dipl.-Phil.; 1954-59 Wiss. Aspirant u. LA f. span. Lit., HU Berlin; 7.5.1958 Prom.; 1963 Habil.; Dozent; 1964 o. Prof. Rostock; 1959-84 Institutsdir.: 1964-68 Romanisches Institut, ab 1964 Lateinamerika-Institut.

1960 u. 64 Medaille f. ausgezeichnete Leistungen; 1969 Verdienstmedaille d. DDR; 1977 Universitätspreis f. Forschung; 1977 Vaterländischer Verdienstorden d. DDR in Bronze; 1984 Karl-Marx Orden; Ehrennadel der Liga f. Völkerfreundschaft (1970 Bronze, 1974 Silber, 1976 Gold).

Raoul de Cambrai. Untersuchungen zur materiellen u. geistig-strukturellen Historizität d. franz. Heldenepik, Rostock 1958, masch. (Diss.); Der mexikanische Revolutionsroman. Untersuchungen zur Entwicklung einer lateinamerikanischen Nationallit. (Unter den Bedingungen der antiimperialistischen, antifeudalen, nationalen u. demokratischen Revolution), Rostock 1963, masch. (Habil.-Schr.); Der mexikanische Revolutionsroman, Berlin 1967; Lateinamerika im antiimperialistischen Kampf. Probleme eines Kontinents. Autorenkoll. unter Ltg. von Adalbert Dessau, Berlin 1978; Politisch-ideologische Strömungen in Lateinamerika: Probleme eines Kontinents. Autorenkoll. unter Ltg. von Adalbert Dessau, Berlin 1987.

„Innerhalb des iberoromanistischen Studiengangs wurde Dessaus Ideal einer erneuerten, zukunftsfähigen Romanischen Philologie, das ohnehin von der philologischen Tradition kaum mehr als den Namen übernommen hatte, hauptsächlich in seiner utilitaristisch ausgerichteten Komponente realisiert. Der von ihm stets besonders hervorgehobene Nutzwert seines Projekts für die staatlichen Stellen wog in der gesamten Institutsarbeit von Anfang an schwerer als die hehre Aufgabe, ,die Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik mit den kulturellen Leistungen und dem gegenwärtigen Kampf der Völker Lateinamerikas‘ vertraut zu machen. Auch wenn beispielsweise Dessaus eigene Habilitationsscrift über den mexikanischen Revolutionsroman – im übrigen die erste eines deutschen Romanisten zur lateinamerikanischen Literatur – sich diesem Anliegen zweifellos verpflichtet fühlte, verschoben sich die Gewichte. Insgesamt verlagerte sich der ursprüngliche interdisziplinäre Ansatz der Lateinamerikaforschung mehr und mehr auf eine bloße, der marxistisch-leninistischen Ideologie angepaßte Analyse der politischen und ökonomischen Gegenwartsverhältnisse in den lateinamerikanischen Staaten“ (Seidel, 2005, 190-191).

Günther Bartel, „Die Asien- und Lateinamerikawissenschaften in der ehemaligen DDR. Versuch eines Resümees“, hochschule ost 5, 1993, 5-13; Seidel, Vom Leben und Überleben, 2005, 323, bes. 97f., 184-191; Catalogus Professorum Rostochiensium (online).