Bovet, Ernest

Aus Romanistenlexikon
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Ernest Bovet (24.5.1870 Lausanne – 25.8.1941 Lausanne); Sohn des Lehrers Jean-Louis Bovet

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie

Progymn. Lausanne; Gymn. Bern; 1889 Matura; danach Stud. Rom. Zürich, Berlin u. Rom; 1895 Prom. (Heinrich Morf) Zürich; 1897 PDoz.; LA franz. Lit. Rom; Mitarb. „Semaine littéraire” u. „Bibliothèque universelle”; 1902-22 Prof. f. franz. u. ital.. Lit. Zürich (Nachf. v. Morf); hält als erster Dozent in Zürich Lehrveranstaltungen zur franz. Sprache u. Lit. auf Franz.; 1906-20 Mitgl., 1912-18 auch Präs. d. Schweizer Heimatschutzes; 1922-39 Sekr. d. schweiz. Völkerbundsliga; 1922 HonProf. Zürich.

Begr. u. Dir. Wissen u. Leben, 1907-23 (zweisprachig).

Ernest Bovet, seine Persönlichkeit, lʼhomme, sein Werk, son œuvre. FS zu seinem 70. Geburtstag. Hrsg. v. d. Schweiz. Vereinigung für den Völkerbund, Hommage, Bern 1940.

Le peuple de Rome vers 1840 d’après les sonnets en dialecte transtévérin de Giuseppe Gioachino Belli, Neuchâtel-Rome 1898 (Diss.); Ancora il problema ,andare’, Rom 1901; Lyrisme – Épopée – Drame: Une loi de l’histoire littéraire expliquée par l’évolution générale, Paris 1911; Sully Prudhomme (avec lettres inédites), Zürich 1913; Le caractère Vaudois, Lausanne 1928; Le christianisme, créateur de valeurs sociales, Lausanne 1929.

„Ausgehend von einer Untersuchung der literarischen Gattungen war Bovet zu einem Entwicklungsgesetz für die Menschheit gelangt. Dieses setzte die Anerkennung einer im Menschen wirkenden göttlichen Kraft voraus, die mit der positivistischen Weltanschauung nicht mehr zu vereinbaren war. Deshalb wandte er sich vom Positivismus ab und verurteilte ihn ,als eine moralische Seuche, jene Weltauffassung, die da glaubt, man könne mit mechanischen Mitteln die Gerechtigkeit herbeiführen’. Gleichzeitig gewann er die Überzeugung, die Menschheit müsse durch göttliche Berufung zu einer Gemeinschaft zusammenfinden. Für diese Gemeinschaft wollte er in Zukunft seine Kräfte einsetzen. Die jahrelange Überprüfung seiner Weltanschauung endete mit einer Absage an den Wissenschaftsglauben, und führte Bovet zu einem idealistischen Weltbild, das sein zukünftiges Leben tiefgreifend beeinflussen sollte. Glaube an den Menschen und Aufopferung waren für ihn und seine gleichgesinnten Freunde die neuen Stichworte. ,Wir sind Idealisten und betreten neue Wege der Entwicklung’, ,was mitten im Jammer unserer Begrenztheit dem Leben des Menschen neue Würde gibt, das ist der Glaube an eine hohe Aufgabe’” (Büttiker, 1971, 20-21).

HSchA Nr. 01289-01300; Georges Büttiker, Ernest Bovet, 1870-1941, Basel-Stuttgart 1971; Die Universität Zürich 1933-1983, 1983, 714 Nr. 38; M. Rizek / MF, hls (online); Fryba-Reber, Philologie et linguistique romanes, 2013, 122.