Boller, Fred

Aus Romanistenlexikon
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Fred Boller (21.7.1960 Flensburg – 13.10.2006 Kiel)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Sprachwissenschaft, bes. Dialektologie

1995 Prom. Kiel; 1999 Habil. (Harald Thun), PDoz.

Die phonetische Gruppe s + Konsonant in Ostandalusien u. Murcia, Kiel 1991 (MA-Arbeit, masch.); Die Isoglossenstaffelung in der galicisch-portugiesisch-spanischen Kontaktzone u. im Lombada-Aliste-Grenzgebiet, 2 Bde., Kiel 1995 (Diss.); Dialektale Diaphasik [Medienkombination]: die phonetische Gruppe [S + Konsonant] in Ostandalusien u. der Provinz Murcia, Kiel 1999 (Habil.-Schr.).

„Insgesamt kann Boller das Erreichen der erklärten Ziele weitgehend, aber nicht vollständig bescheinigt werden. Dabei sollte man zunächst betonen, daß die Herstellung eines Regionalatlas zweier Mundartgebiete als persönliche Untersuchung eine beachtliche Arbeit darstellt. Boller hat eine lange und sorgfältige Feldarbeit durchgeführt, und als Ergebnis bietet er der Romanistik eine datenreiche sprachgeographische Beschreibung zweier - in der Gegenwart von der Überlagerung durch mächtige Standardsprachen bedrohten - Mundarträume, die sehr bedeutsam sind für die Dialektologie und die Rekonstruktion sprachhistorischer Prozesse. So sagt denn auch Harald Thun in seinem Prolog: «Wir müssen froh sein, daß F. Boller einen Sprachstand dokumentiert, den es wohl schon bald nicht mehr geben wird» [VI].

Die Sprachkarten sind sehr gut ausgearbeitet und werden klar und übersichtlich dargestellt, was erlaubt, auf einen Blick eine gewisse Vorstellung von der sprachlichen Situation zu haben. Die Tatsache, daß Boller mit einer rechnergestützten Kartenerzeugung arbeitet, ist für die Zeit der Erarbeitung des Atlasses eine hervorhebenswerte Leistung (der 1995 veröffentlichte Band des ALGa etwa enthielt noch keine rechnergezeichneten Karten), obwohl die rasche Entwicklung informatischer Mittel diesen Teil des Werkes bereits hat veralten lassen. Durch die Sprachkarten gelingt es Boller auch meistens, die Sprachkontaktergebnisse sichtbar zu machen. Doch zeigt sich bei der Erklärung der Sprachkontaktphänomene auch die wichtigste Schwäche bzw. Beschränkung der angewandten kartographischen Methode. Boller geht meistens von den Standardsprachen aus und berücksichtigt nur selten Bildungen und Prozesse anderer verwandter Mundarten oder eventuell relevante historische Angaben“ (Xosé L. Regueira, ZrP 119, 2003, 608-612, hier 609 [Rez. d. Diss. Bollers]).

Kiel, CAU Archiv; Kürschner 2015.