Büchner, Alexander Karl Ludwig

Aus Romanistenlexikon
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Alexander Karl Ludwig Büchner (25.10.1827 Darmstadt – 7.3.1904 Hannover); Sohn des Arztes Ernst Büchner (1786-1861) u. der Louise Caroline Reuß (1781-1858); Bruder des Dichters u. Politikers Georg (1813-1873), der Mathilde Büchner (1815-1888), des Chemikers u. Unternehmers Wilhelm (1816-1892), der Frauenrechtlerin Luise (1821-1877) u. des Arztes u. Philosophen Ludwig (1824-1899) Büchner

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Literaturwissenschaftler; Komparatist; Sprachlehrer; Schriftsteller

Er studierte zunächst Jura u. wurde Landgerichtsakzessist in Langen (Hessen). Wegen staatsfeindlicher Gesinnung entlassen, ging er nach München zum Studium der Sprachen u. Literatur; 1852 Habil. Zürich; bis 1853 PDoz. Zürich; danach in Frankreich im Exil, wo er auf Vermittlung des Darmstädter Mitrevolutionärs u. Freundes Dr. med. Wilhelm Zimmermann als Lehrer f. neuere Sprachen am katholischen Collège Notre Dame in Valenciennes angestellt wurde; ab 1857 Gymnasiallehrer im franz. Staatsdienst; 1862 Prof. d. fremden Literaturen in Caen; 1870 franz. Staatsbürger ; 1899 heiratete er in Cresseron / Normandie in 2. Ehe Martha Bahlsen (1875-1949) aus der bekannten Hannoveraner Industriellenfamilie.

Französische Litteraturbilder aus dem Bereich der Ästhetik, seit der Renaissance bis auf unsere Zeit, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1858; Lautverschiebung u. Lautverwechselung. Abhandlung über deutsche Phonologie, Darmstadt 1863; Jean Paul in Frankreich, Stuttgart 1863; Considérations sur le roman moderne, s. l.; s. d.; Ausgewählte Schriften. Mit einer Einleitung: Leben und Werk eines Ruhelosen. Hrsg. von Ludwig Fertig. Gesellschaft Hessischer Literaturfreunde, Darmstadt 2005.

„Sainte-Beuves Schriftstellerbild hatte sich Alexander Büchner […] in seinen mit Berechnung entworfenen, mit frischen Zügen ausgestatteten, nicht immer im Rahmen der Zeit gehaltenen Franz. Litteraturbildern (1858) aus der Zeit der Renaissance und den folgenden Jahrhunderten zum Muster genommen. Jüngste Zeiträume und Erscheinungen des französischen Schrifttums unterliegen naturgemäss dem Urteil der Nachgeborenen, die von ihren Wirkungen noch berührt wurden, oder der Zeitgenossen und ihrer Art die Dinge aufzufassen“ (Gröber, 1904/06, 115).
„Im Frühjahr 1852 sah Alexander Büchner die Möglichkeit für eine akademische Karriere und zwar in der Schweiz, der einzigen in Europa existierenden Republik. Die Kantonaluniversität Zürich sollte zu einer Hochschule für die gesamte Schweiz ausgebaut werden und suchte neue Studenten und Professoren. Gerade noch Jurist, entschloss Alexander Büchner sich nun, sich an der neu gegründeten Universität Zürich als Privatdozent für Literaturwissenschaft zu habilitieren […]. Von der wissenschaftlichen Grundlage her stand der Plan auf äußerst schwachen Füßen und kann nur als abenteuerlich bezeichnet werden. Zwar war für die Habilitation zum Privatdozenten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine glatte, durchgehend an einer Universität verbrachte Karriere noch lange nicht die Regel, doch wurden vorzeigbare wissenschaftliche Leistungen erwartet. Alexander Büchner hatte neben einem Bändchen ,Gedichte‘ (Butzbach, 1851), die wegen mancher Anspielungen auf revolutionäre Aktivitäten sehr ungeeignet für eine Beamtenlaufbahn waren, nur das Manuskript seiner nebenbei angefertigten, mit wissenschaftlichen Anmerkungen versehenen Übersetzung von Byrons Weltschmerz-Epos ,Childe Herold‘ vorzuweisen. So ersetzte er die vorzeigbaren wissenschaftlichen Leistungen durch selbstbewusstes Auftreten und bewarb sich um eine Zulassung als Privatdozent“ (Lange, 2012, 423).

O. A. Ellissen, Alexander Büchner: Ein Nekrolog, Einbeck 1904; „Büchner, Alexander Karl Ludwig“, in: Hessische Biografie (online); Thomas Lange, „Vaterlandslos in zwei Nationen – Alexander Büchners Weg zwischen Deutschland und Frankreich“, in: Matthias Gröbel [u.a.], „Fortschritt der Menschheit in der Entwicklung des Menschen“. Georg Büchners Geschwister in ihrem Jahrhundert, Darmstadt-Marburg 2012: Selbstverl. d. Hess. Hist. Komm. Darmstadt u. d. Hist. Komm. für Hessen, 412-541 (Schrift.-Verz. v. Alexander Büchner 545-551).