Alton, Johann Baptist

Aus Romanistenlexikon
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Johann Baptist Alton (21.11.1845 Colfuschg [Kolfuschg, Colfosco] im Abteital, Südtirol – 4.4.1900 Rovereto); Sohn eines Bauern, der von einem Landsmann wegen einer Geldgeschichte ermordet wurde. Gymnasiallehrer; Dialektologe, bes. Ladinisch.

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Leben und Werdegang

Besuch d. Gymnasiums in Brixen u. Trient; 1864-70 Stud. d. Klass. Sprachen u. d. Französ. an den Univ. Innsbruck u. Paris; 1870 Promotion; ab 1873 Gymnasiallehrer in Prag, Wien und Rovereto; 1885 PDoz. Wien; zweijähriger Urlaub f. Handschriftenstudien in Frankreich; dort Besuch von Kursen an der École des Chartes u. d. École des Hautes Études; Alton verfaßte als erster eine vergleichende Sprachlehre der ladinischen Dialekte von Enneberg, Buchestein, Fassa und Gröden.

Publikationen

  • Die ladinischen Idiome in Ladinien, Gröden, Fassa, Buchenstein und Ampezzo, Innsbruck 1873 (Diss.)
  • Beiträge zur Ethnologie von Ostladinien, Innsbruck 1880
  • Proverbi, tradizioni ed anneddoti delle Valli Ladine con versione italiana, Innsbruck 1881
  • Li Romans de Claris et Laris. Hrsg. von Johann Alton, Tübingen 1884
  • Rimes ladines in pért: con traduzion italiana. Publicades dal Dr. Battista Alton, Innsbruck 1885
  • Le Roman de Marques de Rome. Hrsg. von Johann Alton, Tübingen 1889
  • Anseïs von Karthago, Tübingen 1892.

Wirkung

„Aus den veröffentlichten Gutachten geht hervor, dass die romanistische Fachwelt ein ambiges Verhältnis zu Alton hatte: einige seiner Schriften wurden als durchaus dem wissenschaftlichen Standard der Zeit entsprechend bezeichnet, andere wiederum als ,dilettantisch‘. Alton selbst war sich der unterschiedlichen Qualität seiner Arbeiten bewusst und hatte bereits in Wien nicht alle für die Habilitation eingereicht. Gegen Gartner hatte er aber selbst bei dem ihm wohlwollenden F. Demattio keine Chance, und es ist nachvollziehbar, dass Alton nach dieser Enttäuschung – auch angesichts seines fortgeschrittenen Alters – sich entschloss, seine universitäre Karriere aufzugeben. Aber seine neue Stelle als Direktor am Ginnasio-Liceo in Rovereto war ,aufgrund der aufgeheizten politischen Atmosphäre kein Honiglecken‘; eine Erfahrung, die – unter umgekehrten Vorzeichen – auch Farinelli in Innsbruck machen musste“ (Videsott, 2008, 105).

Literatur

  • J. Stritar, „Director Dr. Johann Alton †“, in: Jahres-Bericht über das K. K. Staatsgymnasium im 8. Bezirke Wiens 50, 1899/1900, [3]-4
  • ÖBL 1815-1950, 1 (Lfg. 1, 1954), 17
  • LRL III, 1989, 757
  • Johannes Kramer, „Elenchus grammaticorum Alpinorum“, in: H. I. Raddatz et alii (Hrsg.), Donum Grammaticorum. FS für Harro Stammerjohann, Tübingen 2003, 173f., hier 174
  • Mair, 2003, 267
  • O. Pausch, „Jan Batista Alton und die Wiener Universität“, in: Ladinia 30, 2006, 127-144
  • Paul Videsott, „Jan Batista Alton u. die Besetzung der romanistischen Lehrkanzel in Innsbruck 1899. Quellen zur Geschichte der Romanistik an der Alma Mater Œnipontana“, in: Ladinia 32, 2008, 51-108.