Hofmannsthal, Hugo von
Hugo von Hofmannsthal (1.2.1874 Wien – 15.7.1929 Rodaun); Sohn des Bankdirektors Hugo August Peter Hofmann, Edler von Hofmannsthal (1841–1915)
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie
1892 Matura Akad. Gymn. Wien; 1892 Stud. Rechtswiss. Wien; 1894 1. Jurist. StE.; Militärdienst; 1894 Stud. Rom. u. Klass. Philol. Wien; 1899 Prom. (Wilhelm Meyer-Lübke; Adolfo Mussafia); 1901 Habil.-Schr. eingereicht, aber wieder zurückgezogen; danach freier Schriftsteller.
Über den Sprachgebrauch bei den Dichtern der Pléiade, Wien 1899, masch. (Diss.) [nur Abschr. eines Teils d. Einleitung erhalten]; Studie über die Entwickelung des Dichters Victor Hugo, Wien 1901 (Habil.-Schr.).
„Hofmannsthal studierte in der Folge die strenge Romanistik und erprobte seine Fertigkeiten in einer Dissertation auf dem Gebiete der historischen Sprachwissenschaft. Seine Habilitationsschrift […] hat andere Ansprüche: Die darin entfaltete Artistenphilologie gibt eine wissenschaftshistorisch präzise Antwort auf konzeptionelle Probleme des Faches. Von zwei Beobachtungen ist auszugehen: davon, daß Hofmannsthal […] seine Untersuchung gegen das zeitgenössische Verständnis des Begriffes als ,philologische Arbeit‘ bezeichnet. Und davon, daß die Habilitation kurioserweise nur an einer Diskussion der akademischen Lehrer über die Bestimmung der venia docendi gescheitert ist. Will man im berühmten Mann des ,Schwierigen‘ auch den Ausdruck von Hofmannsthals eigenen Ambitionen im gelehrten Leben sehen, so ist es nicht das philologische Wissen, das Hofmannsthal mit leichtem Spott zu treffen sucht, sondern seine Hoffnung, die sozialen und institutionellen Schranken seines Faches mißachten zu können. […]Die Situation ist paradox: Mussafia will mit einer durch die Thematik und Anlage der vorgelegten Habilitationsschrift notwendigen Teilung des Fachs den Kandidaten vor seinem Kollegen Meyer-Lübke schützen und löst in der entscheidenden Sitzung, wo er die Teilung verlangt (,nach Völkern‘), die Diskussion um die Prinzipien der Teilung aus, die dann Patt und Vertagung hervorruft“ (König, 2001, 50-51).
Christoph König, Hofmannsthal: ein moderner Dichter unter den Philologen, Göttingen, Wallstein, 2001, 43-68.