Hempel, Wido
Wido Hempel (30.4.1930 Bonn – 7.11.2006 Berlin); Sohn des Germanisten u. Skandinavisten Heinrich Hempel (1885-1973)
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie; Vergleichende Literaturwissenschaft
Stud. Rom. Köln; 1958 Prom. (Fritz Schalk) Köln; 1963 Habil. (Fritz Schalk) ebd.; 1964 o. Prof. Hamburg; 1975 o. Prof. Tübingen; 1998 em.
1987 o. Mitgl. d. Mainzer Akad. d. Wiss. u. Lit.; Korr. Mitgl. Real Academia Española.
Hrsg. Analecta Romanica, 1981-91; Romanische Forschungen, 1981-1996; Mithrsg. Romanistisches Jahrbuch, 1965-81; Das Abendland: Forschungen zur Gesch. d. europ. Geisteslebens, 1972-81.
Spanische Literatur – Literatur Europas. Wido Hempel zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Frank Bassner, Tübingen 1996 (P; Schrift.-Verz. 545-551).
Giovanni Vergas Roman „I Malavoglia“ u. die Wiederholung als erzählerisches Kunstmittel, Köln 1959 (Diss.); „In onor della Fenice Ibera“: über die Essequie poetiche di Lope de Vega, Venedig 1636, nebst einer kommentierten Ausgabe der Orazione del Cavallier Marino u. des Ragguaglio di Parnaso, Köln 1964 (Habil.-Schr.); Philipp II. u. der Escorial in der italienischen Literatur des Cinquecento, Wiesbaden 1971; Manzoni u. die Darstellung der Menschenmenge als erzähltechnisches Problem in den „Promessi Sposi“, bei Scott u. in den historischen Romanen der französischen Romantik, Krefeld 1974; Entre el poema de Mio Cid y Vicente Aleixandre: ensayos de literatura hispánica y comparada. Trad. por Rafael de la Vega, Barcelona 1983.
„Wido Hempel war ein Literaturwissenschaftler, der seine Faszination für eine durch strenge Formen geprägte Kunst und auch Gesellschaft nicht verbergen mochte, auch in Zeiten, wo die Rebellion gegen Traditionen mit der Rebellion gegen bestimmte literarische Epochen und Themen einherzugehen schien. Bei Wido Hempel im Seminar zum Epos der italienischen Renaissance, zur romanischen Novellistik oder zum spanischen Schelmenroman zu sitzen hieß sich auf diese Epochen mit ihrer Eigenlogik einzulassen, die rhetorischen und sprachlichen Formen der jeweiligen Zeit zu beherrschen. Wer dem Zeitgeist oder der Bequemlichkeit gehorchend eher zu vermeintlich aktuelleren Autoren und Epochen neigte, mag in Wido Hempel den Vertreter einer überholten romanistischen Fachtradition gesehen haben. Aber die letzten Jahre haben der Art, wie Wido Hempel Kunst und Literatur verstand, recht gegeben. Ebenso selbstbewußt beharrte Wido Hempel auf einer theoretischen Position, die in der Tradition hermeneutischer Philologie zu situieren ist. Allen mehr oder minder kurzlebigen theoretischen Gedankengebäuden gegenüber war er in seiner toleranten Grundhaltung aufgeschlossen, was auch in seiner Gutachtertätigkeit zum Ausdruck kam. Alle Theorien aber mußten sich die Frage gefallen lassen, was sie zum besseren Verständnis der literarischen Kunstwerke beizutragen vermochten“ (Baasner, 2007, 89).
Kürschner 1992, 1357-1358; Frank Baasner, Nachruf, RF 119, 2007, 87-89; Nachruf RoJb 57, 2008, IX-XIV.