Bekker, August Immanuel (urspr. Emanuel)
August Immanuel (ursprünglich Emanuel) Bekker (21.5.1785 Berlin – 7.6.1871 Berlin), Sohn des Schlossermeisters August Friedrich Bekker
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Klassische Philologie; Romanistik
Besuch d. Gymn. zum Grauen Kloster Berlin; ab 1803 Stud. Klass. Philol. Halle, vor allem bei Friedrich August Wolf; 1806 Prom.; 1810 ao. Prof. Berlin; 1811 o. Prof.; 1815 Mitgl. d. Preuß. Akad. d. Wiss.; unternahm zahlreiche Bibliotheksreisen (1810 Paris; 1817/18 Italien, Paris 1819, Oxford, Cambridge, London, Leiden, Heidelberg 1820, Italien 1839), um Klassikerhandschriften aufzuspüren; bedeutender Editor griech. Texte, u. a. von Platon, Homer u. Aristoteles; Bekker studierte in Paris auch roman. Sprachen u. edierte altfranz. u. prov. Dichtungen.
23.3.1815 o. Mitgl. d. Berliner Akad. d. Wissenschaften.
Der Roman von Fierabras: provenzalisch, Berlin 1829; Provenzalische Geistliche Lieder des dreizehnten Jahrhunderts aus einer Wolfenbütteler Handschrift, Berlin 1844; La vie de St. Thomas le martir: aus der Handschrift des Brittischen Museums (cod. Harlej. 270). [Garnier de Pont-Sainte-Maxence], ergänzt von Hrn. Bekker, Berlin 1846; Die altfranzösischen Romane der St. Marcus-Bibliothek (Lat. et ital. D. Marci biblioth. p. 257). Proben und Auszüge, Berlin 1840; Der Roman von Flore et Blanceflor, altfranzösisch, Berlin 1846; Der Roman von Aspremont: altfranzösisch, aus der Handschrift der Königlichen Bibliothek (ms. Gall. 40. 48), Berlin 1849; Des Chrestien von Troyes Erec u. Enide, Berlin 1856; Die Gedichte des Fra Bonvesin dalla Riva aus einem Codex der K. Bibliothek in Berlin herausgegeben von I. Bekker, [Berlin 1851].
„Wiederholte Reisen führten ihn nach Frankreich, England und Italien, wo er sich eifrig dem Studium altromanischer Handschriften widmete. Der freundschaftliche Verkehr mit LUDWIG UHLAND, den er im Dezember 1811 in Paris kennen lernte und mit dem er die Lusiaden las, mag auf seine Beschäftigung mit der altromanischen Literatur anregend gewirkt haben. […] Die Kenntnis der Wallersteinschen Handschrift des provenzalischen Fierabras, die er mit Auszügen aus altfranzösischen Epen ebenfalls in den Abhandlungen der Akademie 1826 herausgab, verdankt er ihrem Entdecker, seinem Freunde KARL LACHMANN. Die schon hier hervortretende Neigung Bekkers die altromanischen Realien zu sammeln und mit den griechischen Altertümern zusammenzuhalten, kommt zu voller Entfaltung in den auf sehr ausgedehnter Belesenheit gegründeten Sammlungen von besonders altfranzösischen, seltener provenzalischen oder italienischen Textstellen, deren sachlicher Inhalt sich ihm zum Vergleich mit den Sitten und Anschauungen der homerischen Welt zu eignen schien“ (Risop, 1910, 18).
Risop, Die romanische Philologie, 1910, 117, bes. 18; Karl Ritter von Halm, ADB 2, 1875, 300-303; Klaus Günther Loeben, NDB 2, 1955, 24-25; Storost, 300 Jahre, 2003, I, 194-197; II, 434.