Peter Wunderli (30.5.1938 Zürich – 27.3.2019 Biel), Sohn eines Obstbautechnikers
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Französisch, Italienisch, Spanisch, Rumänisch, Rätoromanisch (Sprachtheorie, Grammatiktheorie, historische Linguistik, Phonologie, Syntax, Semantik, Textlinguistik, Grammatik, Lexikologie, Geschichte der Sprachwissenschaft)
1957 Abitur Zürich; 1957-62 Stud. Rom., Angl. U Zürich (1960-61 U Aix-en-Provence; 1961-62 U Roma-La Sapienza; 1962 U Oxford); 1963-1966 Wiss. Assist. (Gerold Hilty); 1963 Dr. phil. Zürich (Gerold Hilty, Heinrich Schmid, Konrad Huber); 1964/65 Mitarbeiter FEW Basel (zeitweise); 1967 Habil. Zürich; 1967-70 Hauptlehrer Franz., Ital. Winterthur; 1968-70 Priv.-Doz. Zürich; 1970-76 o. Prof. Romanistik Freiburg i. Br.; ab 1976 Univ. Düsseldorf (Lehrstuhl IV für Romanische Sprachwissenschaft); em. 31.7.2003.
1998 o. Mitglied Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften; Collegium Romanicum; Schweizer Sprachwiss. Ges.; DDG; Centro di studi ling. e filologici siciliani, Palermo (korr. Mitglied); Mitgl. Herderpreis-Kuratorium der Stiftung F.V.S., Hamburg; Mitgl. der Commission philologique du Fonds National de la Recherche Scientifique, Brüssel.
Hrsg. / Mithrsg. Studia Romanica et Linguistica; Studia Humaniora; Travaux de Linguistique; Lexikon der Romanischen Linguistik; 1991-2001 (gem. mit Ricarda Liver) Red. Vox Romanica, Bde. 51-60.
Et multum et multa. FS f. Peter Wunderli zum 60. Geburtstag, hrsg. von Edeltraud Werner u.a., Tübingen: Narr, 1998 (Schriftenverz. S. XIX-XLIV).
Etudes sur le livre de l’Eschiele Mahomet, Winterthur 1965 (Diss.); Le livre de l’Eschiele Mahomet, Bern 1968; Die okzitanischen Bibelübersetzungen des Mittelalters, Frankfurt a.M. 1969; Die Teilaktualisierung des Verbalgeschehens (Subjonctif) im Mittelfranzösischen. Eine syntaktisch-stilistische Studie, Berlin 1970 (Habil.-Schr.); Ferdinand de Saussure und die Anagramme, Tübingen 1972; Modus und Tempus. Beiträge zur synchronischen und diachronischen Morphosyntax der romanischen Sprachen, Tübingen 1976; Valéry saussurien, Frankfurt a.M. 1977; Französische Intonationsforschung, Tübingen 1978; Saussure-Studien, Tübingen 1981; Aquilon de Bavière, 2 Bde., Tübingen 1982; L’intonation des séquences extraposées en français, Tübingen 1987; Französische Lexikologie, Tübingen 1989; Principes de diachronie, Frankfurt a.M. 1990; Franko-Italienisch, eine literarische Mischsprache und ihre Charakteristika, Paderborn-München, 2006; Ferdinand de Saussure: Cours de linguistique générale ; zweisprachige Ausgabe französisch-deutsch mit Einleitung, Anmerkungen und Kommentar, Tübingen 2013 (online); Le Nouveau Testament occitan de Paris, 2 Bde., Tübingen 2016; Éléments de l'Ancien Testament en occitan: Rédaction du 15e siècle, Ms. BN fr. 2426. Vol. 1. Introduction et édition critique, Tübingen 2019.
„Peter Wunderli war ein Gesamtromanist aus Berufung und Leidenschaft. Die Grenzen zwischen Sprach- und Literaturwissenschaft, aber auch zwischen Romanistik und anderen Disziplinen waren für ihn Zonen des Kontaktes und der wechselseitigen Befruchtung. In ihm vereinten sich der Gelehrte, der Philologe und der Kulturwissenschaftler. So hat er als Mitglied des interdisziplinären Forschungsinstituts FIMUR (Forschungsinstitut für Mittelalter und Renaissance) an der Heinrich-Heine-Universität wegweisende Themen herausgegeben (u.a. Der kranke Mensch in Mittelalter und Renaissance, 1886; Reisen in reale und mythische Ferne. Reiseliteratur in Mittelalter und Renaissance, 1993; Herkunft und Ursprung. Historische und mythische Formen der Legitimation, 1994). Seine Vorlesungen zu Dante und Castiglione waren ebenso legendär wie die über Lexikologie und Grammatik der Romanischen Sprachen. Der franko-italienische Roman war ihm ebenso vertraut wie die Kategorien Tempus, Modus und Aspekt in den romanischen Sprachen, der spanische subjuntivo war ebenso Gegenstand seiner Forschungen wie der französische subjonctif und der italienische congiuntivo. Dabei gelang es Peter Wunderli, selbst jene Themen, die im ersten Moment unattraktiv wirken können, durch seinen brillianten und geradezu leichtfüßigen Schreibstil verstehbar und spannend zu erschließen.
Als Sprachwissenschaftler hat er richtungsweisende Publikationen zu Intonationsforschung, Verbmorphologie und zu sprachhistorischen Themen, insbesondere zum Mittelfranzösischen verfasst. Schon seine Habilitationsschrift war ein Meilenstein und hat innerhalb der Romanistik die Wahrnehmung des Mittelfranzösischen, das lange als diffuses Zwischenstadium der französischen Sprachgeschichte unterschätzt worden war, neu ausgerichtet. Richtungsweisend war Peter Wunderlis Schaffen schließlich auch in ganz anderer Hinsicht: Das Grundlagenwerk Französische Intonationsforschung (1976) war schon weit vor den Zeiten verstärkt drittmittelorientierter Forschung die Frucht eines umfangreichen (und nicht des einzigen) DFG-Projektes“ (Vittoria Borsò / Martina Nicklaus).
Kürschner, LH 2, 1994, 1045 (P); Peter Wunderli, "Zwischen Philologie und Linguistik", in: Dieter Ertler (Hrsg.), Romanistik als Passion. Sternstunden der Fachgeschichte II, Wien-Berlin 2011, 561-567 (P); Vittoria Borsò - Martina Nicklaus, "Prof. Dr. Peter Wunderli verstorben" (P): Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Stabsstelle Presse und Kommunikation).