Karl (Carl) Robert Heinrich Vossler (6.9. 1872 Hohenheim [jetzt: Stuttgart-Hohenheim] – 18.5.1949 München); Sohn des Direktors der Landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim Otto Heinrich von Vossler (1831-1906) u. der Anna Maria Faber (1848-1946); Vater des Historikes Prof. Dr. Otto Vossler (1902-1987)
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie
Human. Gymn. Ulm; 1891-97 Stud. Germ. u. Rom. Tübingen, Straßburg, Rom u. Genf; 1897 Prom. (Max von Waldberg) Heidelberg; Wiss. Assist. Heidelberg (Fritz Neumann); 1899 Habil. Heidelberg; 1902 ao. Prof. Heidelberg; 1904 o. Prof. Würzburg; 1911 o. Prof. München; 1938 vorzeitig em.; 1945 reaktiviert; 1926/27 u. 1945-47 Rektor; 1927 Geheimer Rat; 1928 Dr. h. c. TH Dresden; 1944 Madrid u. Coimbra; 1949 Halle.
1916 o. Mitgl. d. Bayer. Akad. d. Wiss.; 1926 Pour le Mérite; 1932 korr. Mitgl. d. Akad. d. Wiss. Buenos Aires; 1937 Wien u. Madrid; 1944 Komturkreuz d. span. Ordens Alfono X el Sabio; 1949 Akad. d. Wiss. Berlin.
Idealistische Neuphilologie: FS f. Karl Vossler zum 6. Sept. 1922. Hrsg. v. Victor Klemperer u. Eugen Lerch, Heidelberg 1922.
Theodor Ostermann, Bibliographie der Schriften Karl Vosslers: 1897-1951. Mit einem Nachruf auf Karl Vossler, vorgel. von Hans Rheinfelder, 1951.
Das deutsche Madrigal. Geschichte seiner Entwicklung bis in die Mitte des XVIII. Jh.s, Weimar 1891, 1972 (Diss.); Poetische Theorien der italienischen Frührenaissance, Berlin 1900 (Habil.-Schr.); Die philosophischen Grundlagen zum „süßen neuen Stil“ des Guido Guinicelli, Guido Cavalcanti u. Dante Alighieri, eine Studie, Heidelberg 1904; Sprache als Schöpfung u. Entwicklung, eine theoretische Untersuchung mit praktischen Beispielen, Heidelberg 1905; Die göttliche Komödie, 4 Teile, Heidelberg 1907-10; Frankreichs Kultur im Spiegel seiner Sprachentwicklung. Geschichte der französischen Sprache von den Anfängen bis zur klassischen Neuzeit, 1913 (31921, ab der 4. Aufl.: Frankreichs Kultur u. Sprache, 1929); Italienische Literatur der Gegenwart von der Romantik zum Futurismus, Heidelberg 1914; La Fontaine u. sein Fabelwerk, Heidelberg 1919; Dante als religiöser Dichter, Bern 1921; Leopardi, München 1923; Das heutige Italien, München 1923; Geist u. Kultur in der Sprache, Heidelberg 1925; Jean Racine, München 1926; Lope de Vega u. sein Zeitalter, München 1932; Poesie der Einsamkeit in Spanien, München 1935 u. ö.; Romanische Dichter, München 1936; Einführung in die spanische Dichtung des Goldenen Zeitalters, Hamburg 1939; Aus der romanischen Welt, 4 Bde., Leipzig 1940; Bd. 5 1950; Luis de León, München 1943; Südliche Romania, Leipzig 1950; Die Romanische Welt. Gesammelte Aufsätze. Mit einem Vorwort v. Hugo Friedrich, Stuttgart 1965.
„Mit dem gedruckten Werk blieb uns wenigstens manches von der elementaren Persönlichkeit Vosslers erhalten. Es wäre kaum eine so große überfachliche Strahlkraft von den Schriften dieses romanistischen Fachmannes ausgegangen, wenn der Leser nicht schon immer das Herz gespürt hätte, das in ihnen schlägt. Vossler besaß die Gabe, sich in den Ergebnissen seiner Forschung ganz nach außen zu kehren. Das Fachmännische ist da, aber es wird nicht aufgedrängt. In dem notwendigen, jeder Wissenschaft auferlegten Rhythmus zwischen Kleinarbeit und enzyklopädischer Überschau zeigte er am liebsten die letztere, ohne die erstere preiszugeben oder gar zu verachten. Schweiß und Staub fehlen seinen Büchern, als wäre alles nur ein Spiel. Einige Kritiker nannten ihn daher unwissenschaftlich. Er tat ihnen den Gefallen und gab sich in Briefen und Gesprächen gerne als Müßiggänger aus. Nun, dieser ,Müßiggänger‘ hat in einem langen Gelehrtenleben fast die ganze räumliche und zeitliche Ausdehnung, fast alle Schichten und Ausdrucksformen der romanischen Völker durchdrungen. Mit Italien begann er, dann ging’s hinüber in die Provence, von da ins nördliche Frankreich hinauf und schließlich hinunter in das Land, das seine geistige Wahlheimat geworden ist: Spanien. Wie einen Blütengarten, der durchwandert, nicht verpachtet werden soll, hat er die Romania vor uns aufgetan. Mit Aisance bewegt er sich im Unerforschten und nun von ihm Erforschten und überläßt es uns, zu erkennen, wo er Neuland betrat. In seinem Auge, mit dem er die Dichter und ihre erdichteten Personen anblickt, lebt etwas von der Erscheinungsfreude Goethes, in der Vernunft, mit der er sie abschätzt, einiges von dessen Lebensweisheit“ (Friedrich, 1965, 8).
HSchA Nr. 12528-12551; Drüll, HGL 1803-1932, 1986, 278-279; LexGramm 1996, 984 (Daniel Buggioni); Storost, 300 Jahre, 2001, II, 454, bes. I, 484-490, 562-564; LRL I, 2, 2001, 189-198 (Wolf-Dieter Stempel); Gumbrecht, Vom Leben u. Sterben, 2002, 24-48; Hausmann, „Auch im Krieg“, 2002, 399, bes. 348-350; Hausmann, in: M. M. Rückert (Hrsg.), Württembergische Biographien, 2006, Bd. I, S. 288-290; Ders., „Vom Strudel der Ereignisse verschlungen“. Deutsche Romanistik im „Dritten Reich“, 2008, 816; Maas, Verfolgung und Auswanderung, 2010, Bd. 1, 840-848; Kalkhoff, Romanische Philologie, 2010, 357; Kai Nonnenmacher, „Karl Vossler et la littérature française“, in: Wolfgang Asholt / Didier Alexandre (Hrsg.), France – Allemagne, regards et objets croisés. La littérature allemande vue de la France. La littérature française vue de l’Allemagne, Tübingen 2011, 225–240; Ders., „Form und Leben zwischen Positivismus und Idealismus“, Romanische Studien 1, 2015, 171–190.