Spanke, Hans (Johannes)

Hans (Johannes) Spanke (13.5.1884 Meschede – 30.11.1944 Duisburg [Opfer eines Bombenangriffs]); Sohn des Bankbeamten Anton Spanke

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanistik, bes. Mediävistik; Musikgeschichte, bes. mittelalterliche Musik

7.3.1904 Abitur Gymn. Paderborn; Stud. Rom., Germ. u. Klass. Philol. Freiburg i. Br., Berlin, Würzburg, Paris (Alfred Jeanroy), Straßburg; 15.6.1907 Prom. (Gustav Gröber) Straßburg; 8.5.1908 1. StE. Franz., Latein, Griechisch; Probejahr Progymn. Rietberg u. Gymn. Gelsenkirchen; ab 1911-38 Oberlehrer (StR.) Duisburg-Ruhrort; 1915 Ltn. d. Res.; 1938 Oberlehrer Mercator-Gymn. Duisburg; 1941 Teilnehmer an dem von Fritz Neubert geleiteten Kriegseinsatz d. Romanisten.

Zwei altfranzösische Minnesinger: Die Gedichte Jehan’s de Renti u. Oede’s de la Couroierie, Chemnitz-Leipzig 1907 (Diss.); Eine altfranzösische Liedersammlung: der annoyme Teil der Liederhandschriften K N P X. Hrsg. v. H. Spanke, Halle a. S. 1925; Beziehungen zwischen romanischer u. mittellateinischer Lyrik mit besonderer Berücksichtigung der Metrik u. Musik, Berlin 1936; Untersuchungen über die Ursprünge des romanische Minnesangs: Teil 2: Marcabrustudien, Göttingen 1940; Deutsche u. französische Dichtung des Mittelalters, Stuttgart 1943.

„Hans Spanke […] war bereits im Pensionsalter, als er seinen komparatistisch orientierten Band über Deutsche und französische Dichtung des Mittelalters vorlegte. Als Schüler Alfred Jeanroys und Gustav Gröbers […] und als Verehrer des bekannten Schweizer Germanisten Gustav Ehrismann (1855-1941) war er ein ausgewiesener Mediävist, der insbesondere zahlreiche Aufsätze zum Verhältnis von Literatur und Musik publiziert hatte. Bei seiner vergleichenden Arbeit kamen ihm aber auch seine germanistische Ausbildung und sein Interesse an der mittelalterlichen Literatur zugute. Von der deutschen Literatur ausgehend und vornehmlich sie darstellend, war sich Spanke nicht nur, wie wir heute sagen würden, der ,Alterität‘ des mittelalterlichen Menschen bewußt (er selber sprach bereits von ,Mentalität‘), sondern er erteilte auch wesenskundlichen Gegenüberstellungen eine deutliche Abfuhr. Um so überraschender ist es, daß er ausführlich die rassischen Grundlagen seines Vorgehens offenlegte (S. 2). Man hat hier jedoch den Eindruck einer Pflichtübung, denn mehrfach kommt der Autor zu dem Schluß, daß zwar die Ahnen der heutigen Franzosen in größerem Umfang ,deutschen Blutes‘ seien, aber ,die prinzipielle Frage, ob und in welchem Grade rassische Verschiedenheit zweier kulturstuflich und geographisch benachbarter Völker in der Literatur ihren Niederschlag findet, ist also in unserem Thema kaum oder nur mit Vorsicht und Vorbehalten anwendbar‘ (S. 2f.). Er schloß weiter, daß im 12. Jahrhundert die deutschen Dichter ,die romanischen Formen und Stoffe mit deutscher Innigkeit und Tiefe‘ erfüllten und in der Regel ihre Vorbilder überträfen (S. 110). Einem Wolfram oder Walther habe Frankreich nichts zur Seite zu stellen, womit einmal mehr die Überlegenheit des germanisch-deutschen Erbes herausgestrichen wurde. Trotz des allenthalben feststellbaren Bemühens um Sachlichkeit, wirkt die aus der Rassenlehre abgeleitete Tendenz des Buches, das die Überlegenheit des deutschen Geistes untermauern will, zwanghaft und störend“ (Hausmann, 2007, 344-345).

Higinio Anglés, La Música de las Cántigas de Santa Maria del Rey Alfonso el Sabio, Barcelona 1958, Bd. III, 1, 189-235, bes. 189f.; Riemann Musik Lexikon Personenteil L-Z, Mainz 1961, 704; MGG XII, 1965, Sp. 1016f.; Hans Spanke, Studien zur lateinischen u. romanischen Lyrik des Mittelalters. Hrsg. u. mit einem Vorwort u. Index versehen v. Ulrich Mölk, Hildesheim 1983, VII u. 455-457; Hausmann, „Deutsche Geisteswissenschaft“, 2007, 528, bes. 344-345; BBF, Archivdatenbank.

Zuletzt geändert am 26. Mai 2016 um 19:56