Popinceanu, Ion

Ion Popinceanu (15.1.1908 Cajvana, Kr. Suceava / Bukowina – 15.2.1989 Erlangen); Sohn des Lehrers Nicolai Popinceanu u. der Teofila geb. Tocariu

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie (Sprachwissenschaft), bes. Balkanromanistik

1914-19 Volksschule Cajvana; 1919-27 Gymn. Suceava; Stud. Theol. u. 1927-33 Rom. Czernowitz (Eugen Herzog; Ilie Bacinschi); 20.2.1933 StE.; 15.9.1933 Lehrer f. Franz. Gymn. Vijnitza; 1936-38 Stipendiat Sorbonne u. ÉPHÉ; 17.6.1939 Prom. Czernowitz; 1939-41 Gymnasiallehrer f. Franz. u. Ital. Czernowitz; 1.12.1940 Lehrstuhlvertr. U Bukarest; 23.10.1941 Gymnasiallehrer Bukarest; 1.2.1943 Lektor f. Rumän. U Leipzig; 1945 LA Leipzig u. Halle; 1.12.1951 Wiss. Mitarb. FU Berlin; 16.1.1953 LA München; WS 1956/57 LA Erlangen; 1.11.1960 Wiss. Assist. (Heinrich Kuen) Erlangen; 1.8.1962 Habil. Erlangen; UDoz.; 1.7.1969 apl. Prof. Erlangen; 1.4.1973 i. R.

Rumänische Elementargrammatik mit Übungstexten, Halle a. S. 1950 u. ö.; Über die sogenannte „Moldauische Sprache“, Freiburg i. Br. 1956, Tübingen 1962; Religion, Glaube u. Aberglaube in der rumänischen Sprache, Nürnberg 1964; Rumänien, Nürnberg 1967.

„In der Fachwelt ist Popinceanu wohl vor allem durch zwei Buchpublikationen bekannt. Seine Rumänische Elementargrammatik, lange Jahre das einzige verfügbare deutschsprachige Lehrbuch des Rumänischen (11950, 31972), bedeutete für viele Romanisten, aber auch Nichtromanisten, die erste Begegnung mit einer der interessantesten romanischen Sprachen. Auch wenn inzwischen weitere deutschsprachige Lehrbücher des Rumänischen erschienen sind, so soll hier dennoch das Urteil John Orrs von 1951 festgehalten werden: «The author is clearly a qualified linguist, in the practical as well as the academic sense». Nicht wenige ,Inseln‘ der Rumänischkenntnis an deutschsprachigen Universitäten gehen auf dieses Lehrbuch, aber auch auf den engagierten Unterricht durch dessen Autor zurück. Seine 1964 veröffentlichte Habilitationsschrift Religion, Glaube und Aberglaube in der rumänischen Sprache läßt sich für den Bereich des Rumänischen Rheinfelders Arbeit zu Kult- und Profansprache in den romanischen Ländern an die Seite stellen. Die theologische Ausbildung, aber auch die auf dem Land verbrachte Jugendzeit und die seit damals nie verlorene Verbindung zu Volksglauben und Brauchtum trugen dazu bei, daß hier - von der romanischen Sprachwissenschaft ausgehend - ein fachübergreifend auch für Volkskundler, Kulturhistoriker und Religionswissenschaftler interessantes Werk entstehen konnte. […]

Häufig ging es ihm, dem Emigranten - ein einziges Mal hat er in den 70er Jahren als deutscher Staatsbürger seine Heimat wiedergesehen -, um das Schicksal seiner Muttersprache. Nicht immer machte er sich mit der Härte und Unversöhnlichkeit derartiger Beiträge Freunde. Man kann aber nachträglich feststellen, daß er in manchen Punkten Recht behalten hat. Die Schreibung der Wörter român, România (samt Ableitungen) mit â - von ihm im Vorwort zur 2. Auflage seines Rumänischlehrbuchs 1962 gerechtfertigt, von uns Studenten noch als Lex Popinceanu belächelt - ist seit der staatlichen Orthographiereform von 1965 auch in Rumänien gültig. Und das von Popinceanu unnachsichtig bekämpfte Dogma einer eigenen, vom Rumänischen verschiedenen ,moldauischen‘ Sprache scheint inzwischen im Zeichen von Glasnost‘ und Perestrojka selbst in der Sowjetunion stark erschüttert zu sein“ (Ernst, 1989, 658-659).

Gerhard Ernst, Nachruf, ZrP 105, 1989, 658-659; Wachter, Die Professoren u. Dozenten, 2009, 164-165.

Zuletzt geändert am 2. März 2016 um 18:53