Ludwig Pfandl (22.9.1881 Rosenheim – 27.6.1942 Kaufbeuren); Sohn eines Tischlers
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie, bes. Hispanistik
1901-07 Stud. Angl. u. Rom. München; 15.8.1908 Prom. (Hermann Breymann) München; Mitarb. d. BSB München; StR. f. Engl. u. Franz. Oberrealschule Bayreuth; 1917/18 Kriegsdienst als Dolmetscher im Hauptquartier; 1922 Ausscheiden aus dem Schuldienst aus gesundheitl. Gründen; Privatgelehrter, ab 1938 durch den Münchner Callwey-Verlag unterstützt; er starb in einem Sanatorium, nachdem er in München ausgebombt worden war.
Korr. Mitgl. d. Real Academia Española; Real Academia de la Historia Madrid; Academia de Belas Artes Valladolid; Hispanic Soc. Of America.
Hippolyte Lucas, sein Leben u. seine dramatischen Werke. Ein Beitrag zur französischen Literaturgeschichte des XIX. Jahrhunderts, Leipzig 1908 (Diss.); Abel Hugo u. seine französ. Übersetzung spanischer Romanzen, Berlin 1911; Beiträge zur spanischen u. provenzalischen Literatur- u. Kulturgeschichte des Mittelalters, Bayreuth 1915, Hildesheim 1973; Spanische Literaturgeschichte. Bd. 1: Mittelalter u. Renaissance, Berlin 1923, Hildesheim 1972; Spanische Kultur u. Sitte des 16. u. 17. Jahrhunderts. Eine Einführung in die Blütezeit der spanischen Literatur u. Kunst, München 1929 (auch span.); Geschichte der spanischen Nationalliteratur in ihrer Blütezeit, Freiburg i. Br. 1929, Hildesheim 1967 (auch span.); Johanna die Wahnsinnige. Ihr Leben, ihre Zeit, ihre Schuld, Freiburg i. Br. 1930 (auch span u. franz.); Philipp II. Gemälde eines Lebens u. einer Zeit München 1938, 81979 (auch franz. u. span.); Karl II. Das Ende der spanischen Machtstellung in Europa, München 1940 (auch span.); Über das Märchendrama bei Lope de Vega, München 1942; Die zehnte Muse von México. Juana Inés de la Cruz. Ihr Leben, ihre Dichtung, ihre Psyche, München 1946 (auch span.).
„Wenn man das Verfassen einer Literaturgeschichte als entscheidendes Kriterium für die Etablierung einer philologischen Disziplin annimmt, dann kommt Ludwig Pfandl das Verdienst zu, dies für die Hispanistik geleistet zu haben. Seine Geschichte der Spanischen Nationalliteratur in ihrer Blütezeit (ersch. 1929 bei Herder in Freiburg) markiert die endgültige Legitimierung der Hispanistik als eigenständiges und anerkanntes Forschungsgebiet. Daß ein solches – obendrein von einem Outsider der scientific community verfaßtes – Werk erst jetzt erschien, kann als spätes Indiz für die Marginalisierung der Hispanistik in dem Zeitraum zwischen 1850 und 1914 gewertet werden, jener Epoche, in der Literaturgeschichten zur dominierenden wissenschaftlichen Textgattung gehörten. Schon die Begriffe ,Nationalliteratur‘ und ,Bütezeit‘ verweisen auf die Tradition des 19. Jahrhunderts. Sie implizieren die Annahme von typischen Charaktereigenschaften einer ,Nation‘ (verstanden als eine durch die gemeinsame Sprache konstituierte Einheit, die Pfandl allerdings nur für das kastilischsprachige Spanien gelten läßt), die sich an den ,Höhepunkten‘ der literarischen Entwicklung ablesen lassen, die im Rekurs auf ein organologisches Epochenmodell (Aufstieg – Blüte – Verfallszeit) als ,Blütezeit‘ zusammengefaßt werden“ (Bräutigam, 1997, 56-57).
Felix García, Un gran hispanista alemán: Ludwig Pfandl, Madrid 1930; Philipp Funk, „Ein Meister deutscher Spanienkunde“, Augsburger Postzeitung, 25.9.1931; Gustav Haack, „Ludwig Pfandl in seinen Werken“, Ibero-Amerikanische Rundschau (IAR) 9, 1943, 1, 18-21; Adalbert Hämel, „Un gran hispanista alemán que nunca estuvo en España: Ludwig Pfandl, 1881-1942“, Clavileño 2, 1951, Nr. 12, 4-8, Hans Rheinfelder, „Die spanischen Studien in Bayern u. Ludwig Pfandl“, Der Zwiebelturm. Monatsschrift f. das bayerische Volk u. seine Freunde 7, 1952, H. 10, 232-237; Edmund Schramm, „In Memoriam (Ludwig Pfandl † 27.6.1942 – Karl Vossler † 18.5.1949 – Adalbert Hämel † 11.12.1952)“, Spanische Forschungen d. Görresges., Erste Reihe: Gesammelte Aufsätze zur Kulturgeschichte Spaniens, 9. Bd., 275-276; Bräutigam, Hispanistik im Dritten Reich, 1997, 55-59, 138-142; Heinrich Merkl, „Ludwig Pfandl (1881-1942) u. die Revue Hispanique“, RF 114, 2002, 315-325; Ders., „Argumentos para la defensa de Ludwig Pfandl (1881-1942)“, Anuario jurídico y económico escurialense 35, 2002, 761-772; De la Hera Martínez, La política cultural, 2002, 481; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 808, bes. 128f.