Kiesler, Reinhard

Reinhard Kiesler (18.1.1960 Würzburg – 9.9.2015 Würzburg)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Sprachwissenschaft

1980-87 Stud. Iberorom. Philol., Angl., Islamwiss. Würzburg, Salamanca, Lissabon u. Hull; 1988/89 Aufbaustud. Linguist. Informations- u. Datenverarbeitung Würzburg; LA Würzburg; 1989 Prom. (Theodor Berchem) Würzburg; 1994-96 Priv.-Assist. d. Präsid. d. U Würzburg; 2000 Habil. Würzburg; 2006 apl. Prof. Würzburg.

Mitgl. Société de Linguistique Romane; DRV; FRV.

Mithrsg. Arabic and Latin Glossary.

Sprachliche Mittel der Hervorhebung in der modernen portugiesischen Umgangssprache, Heidelberg 1989; Kleines vergleichendes Wörterbuch der Arabismen im Iberoromanischen u. Italienischen, Tübingen 1994; Einführung in die Problematik des Vulgärlateins, Tübingen 2006; Zur Syntax der Umgangssprache: Vergleichende Untersuchungen zum Französischen, Italienischen u. Spanischen, Darmstadt 2013 (überarb. Fassung der Habil.-Schr.); Sprachsystemtechnik – Einführung in die Satzanalyse für Romanisten, Heidelberg 2015.

„Seine profunden Kenntnisse der arabischen Einflüsse auf die (ibero)romanischen Sprachen manifestierten sich zu Beginn der 1990er Jahre in einer Reihe von Publikationen zu lautlichen und lexikalischen Merkmalen im Katalanischen, Portugiesischen und Spanischen und führten schließlich zur Veröffentlichung eines eigenen Wörterbuchs zu den Arabismen im Jahr 1994 […].

Reinhard Kieslers Faszination für das Gesprochene erstreckte sich jedoch nicht nur auf die synchrone Beschreibung der romanischen Sprachen. Seine Einführung in die Problematik des Vulgärlateins […] lieferte Studierenden wie Lehrenden der Romanistik eine umfassende Gesamtdarstellung des Vulgärlateinischen als historischer Basis der heutigen romanischen Sprachen, an die sich seit den Zeiten Karl Vosslers kein weiterer deutschsprachiger Romanist herangewagt hatte. Sein breites Wissen im Zusammenhang mit dem Sprachkontakt Arabisch-Latein im Mittelalter brachte er seit 2005 als Mitarbeiter der Lichtenberg-Professur für Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte der griechisch-arabisch-lateinischen Tradition am Institut für Philosophie der Universität Würzburg in das Teilprojekt ,Arabic and Latin Glossary‘ mit ein.

Seine durch und durch didaktisch geprägte wissenschaftliche Ausrichtung, gepaart mit einem tiefgreifenden Verständnis für die Belange von Romanistik-Studierenden, veranlasste ihn, eine Einführung in die Satzanalyse auszuarbeiten. Diese legte er wiederum übereinzelsprachlich an, um so auch Studierenden der Einzelphilologien die gesamtromanischen Zusammenhänge zu veranschaulichen und sie zum Selbststudium zu ermuntern. […]

Trotz seiner Begeisterung für die romanischen Sprachen und seiner großen Schaffenskraft wurde Reinhard Kiesler nie auf einen Lehrstuhl berufen. Er vertrat Professuren an den Universitäten in Münster, Gießen und Jena sowie von 2012 bis zu seinem Tod den vakanten Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft an der Universität Würzburg. Seiner Leidenschaft für das Fach tat die unsichere berufliche Situation keinen Abbruch. Im Gegenteil: Den Kollegen, die mit ihm zusammenarbeiten durften, und den Studierenden, die er mit großem persönlichen Einsatz betreute, war er ein wissenschaftliches wie menschliches Vorbild“ (Hesselbach, 2015).

Kürschner, 2015; Robert Hesselbach (Romanistik.de) (P).

Zuletzt geändert am 10. Mai 2016 um 10:33