Grivel, Charles

Charles Grivel (18.12.1936 Genf – 14.5.2015 Forcilles)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Romanische Literatursoziologie u. Literaturgeschichte, Textsemiotik, Medienwissenschaft

Collège Calvin Genf; Stud. Lit. Genf; Licencié-ès-lettres; Stip. U Dakar; 1961 Lektor U Gießen; 1963-75 Oberassist. Vrije Univ. Amsterdam; 1970/71 LVtr. (Hans-Robert Jauss) Konstanz; 1973 Dr. habil. Leiden; 1980 o. Prof. Groningen; 1981 o. Prof. Mannheim; 2002 i. R.; GProf. Québec, Sorbonne Nouvelle, Montréal, Salzburg.

1995 Officier dans l’Ordre des Palmes Académiques.

1993-1999 Vors. Amis du roman populaire; Initiator d. Coordination des chercheurs en littératures populaires et culture médiatique (unter Beteilig. d. Univ.en Limoges, Paris VII, Montréal u. Louvain).

Charles Grivel im Gespräch mit Daniel Wagner und Jöran Herr Weimar, 10. Juni 1998 (www.uni-due.de); Charles Grivel, „Entre deux langues“, in: Romanistik als Passion 2, 2011, 131-144 (P).

Production de l’intérêt romanesque. Un état du texte (1879-1880). Un essai de constitution de sa théorie, La Haye-Paris 1973 (Habil.-Schr.); Sommaire d’une théorie des procès sémiotiques, Mannheim 1975; Inscription des codes, mesures de l‘information textuelle, degrés d’actes de correspondance: le compliment, la lettre, Urbino 1976; Écriture de la religion, écriture du roman, Lille 1979; Le Fantastique: 3 essais sur les simulacres littéraires, Mannheim 1983; Tout Ubu d’Alfred Jary, Paris 1985; Fantastique-Fiction, Paris 1992; Alexandre Dumas, l’homme 100 têtes, Villeneuve d’Ascq, 2008.

„Charles Grivel ist ein großer Literaturwissenschaftler. Er hielt sich aber – zum Glück – nicht an die engen Grenzen seines Fachs. Schon früh erkannte er, dass es neben der Literatur andere symbolische Repräsentationsformen gibt, dass Literatur in einem größeren Medienkontext, in Rivalität zu anderen Medien steht. Charles Grivel spielte hier zweifellos eine Pionierrolle und er verlieh so seinem Fach durch den Aufbau eines Medienschwerpunktes ein spezifisches Profil. […]

Charles Grivel manifestierte mit dem Aufbau dieses Medienschwerpunktes mit dem Hauptakzent Photographie seine große Kreativität. Mannheim wird ihm dankbar sein. Dieser Forschungsschwerpunkt wirkt aber über Mannheim hinaus. Charles Grivel hat hier – wie könnte es anders sein – auch junge Forscher aufgezogen, die von seiner Kompetenz profitieren wollten und die unter seiner Ägide wichtige Forschungsarbeiten zur Medientheorie und -geschichte vorlegen konnten. […]

Ich denke, Sie haben mittlerweile auch den impliziten Aufbau meiner Ausführungen erkannt. Es handelt sich um eine klassische Dreiteilung: Charles Grivel, der Internationale; Charles Grivel, der originelle und weitbewanderte Literaturwissenschaftler und schließlich Charles Grivel als innovativer Medientheoretiker. Doch ist wohl eine solche Dreiteilung für Charles Grivel zu klassisch. Man müsste noch einen weiteren Teil, einen Epilog, hinzufügen, in dem man all das aufführte, was man – faute de temps – nicht vertiefen konnte. Man müsste auch von Charles Grivel als Schriftsteller sprechen. Er schrieb nicht nur über Literatur; er schrieb selber Literatur“ (Jurt, 2002).

Joseph Jurt, „Festrede bei der Abschiedsfeier für Charles Grivel an der Universität Mannheim, 12. Juli 2002 (www.romanischestudien.de); Hubert von Amelunxen [u. a.], „Das Romanische Seminar Mannheim trauert um Charles Grivel. Charles Grivel: Une vie (de) littéraire“, in: Tagungsreader Mannheim 2015. XXXIV. Romanistentag, 18-22 (online).

Zuletzt geändert am 6. Februar 2016 um 10:15