Gartner, Theodor

Theodor Gartner (4.11.1843 Wien – 29.4.1925 Innsbruck); Sohn des K. u. K. Regierungsrats Anton Gartner (1803-1873)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Rätoromanisch

1863-69 Stud. Math. u. Naturwiss.en Wien; 1869-85 Mittel- u. Oberschullehrer f. Chemie u. Physik sowie ab 1875 f. Franz. u. Deutsch in Troppau, Bozen, Korneuburg, Ungarisch-Hradisch (heute Hradiste / Tschechien), Linz u. Wien; bei einem Urlaub in Gröden lernt er Eduard Böhmer kennen u. beginnt, sich f. das Rätorom. zu interessieren: 1877-79 Stud. d. Rom. Phil. in Wien (Adolfo Mussafia); 1879 Prom. (Adolfo Mussafia) Wien; 1885 o. Prof. Czernowitz; 1899 o. Prof. Innsbruck (neu erricht. Lehrstuhl für Rom. Phil.); 1911 em.

Die Grödner Mundart, Linz 1879 (Diss.); Rätoromanische Grammatik, Leipzig 1883; Altfranzösische Prosalegenden aus der Handschrift der Pariser Nationalbibliothek Fr. 818, Wien-Leipzig 1895; Darstellung der rumänischen Sprache, 1904; Handbuch der rätoromanischen Sprache u. Literatur, Halle a. S. 1910; Ladinische Wörter aus den Dolomitentälern, Halle a. S. 1923.

„Dieser Vertreter einer neuen Strömung der Romanistik wurde 1885 nach Czernowitz berufen, wo er im Wesentlichen seine Studien zu den Dialekten des Alpen- und Voralpenraumes fortsetzte (er war beispielsweise für die Darstellung des Rätoromanischen in Gröbers Grundriss der romanischen Philologie zuständig). In einer Epoche, wo Romanisten sich ihre Sporen normalerweise mit einer Arbeit zum Altfranzösischen zu verdienen pflegten, stellte Theodor Gartner insofern eine große Ausnahme dar, als er, der ja kein Sprössling der Universitätsromanistik war, eigentlich nur in seinem Lieblingsgebiet, dem Alpenraum und dem angrenzenden Norditalien, tätig war; erst mit über 50 Jahren veröffentlichte er die rituelle Ausgabe eines altfranzösischen Textes, offensichtlich ziemlich lustlos, weil eine angekündigte Fortsetzung nie erschienen ist.

Man hätte vor diesem Hintergrund vielleicht erwarten können, dass Theodor Gartner sich auch von sprachlichen Problemen des Vielvölkerkronlandes Bukowina fern gehalten hätte, aber das Gegenteil ist offenbar der Fall: Er beschäftigte sich vergleichsweise intensiv mit den beiden großen Landessprachen Ukrainisch und Rumänisch, er nahm intensiv am kulturellen Leben teil, und er gründete eine Familie mit der Tochter eines Mitprofessors“ (Kramer, 2010, 93).

HSchA Nr. 03349-03570; KrJb 12, 1913 IV 47-48 (Wolfram v. Zingerle); ÖBL 1815-1950 1, 404-405; Alwin Kuhn, NDB 6, 1964, 76f.; Guntram Plangg (Hrsg.), Akten der Theodor-Gartner-Tagung: (Rätoromanisch und Rumänisch) in Vill – Innsbruck 1985, Innsbruck 1987; LexGramm, 1996, 327-328 (Johannes Kramer); Mair, „Romanistik“, 2003, 270-271 (P); Kramer, „Die Romanisten“, in: Popovici, Gelebte Multikulturalität, 2010, 87-106, bes. 92-98, Universität Innsbruck, Institut f. Romanistik, Institutsgeschichte (online).

Zuletzt geändert am 9. Mai 2016 um 17:11