Hans Helmut Christmann (28.8.1929 Mainz – 21.7.1995 Tübingen); Sohn des Zahnarztes Dr. Robert Christmann u. der Marie-Luise geb. Schwöbel
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie, bes. Sprachwissenschaft (Linguistik, Mediävistik); Wissenschaftsgeschichte
1935-39 Volksschule Mainz; 1939-48 Realgymn. Mainz; 21.7.1948 Abitur Mainz; 1948-54 Stud. Rom., Angl. u. Vergl. Sprachwiss. Mainz u. Frankfurt a. M. (Erhard Lommatzsch); 1954/55 Prom. (Eugen Lerch; Edmund Schramm) Mainz; 1955 1. StE 1955 (Französ., Englisch, Ital.); 1956-61 Wiss. Assist. v. W. Th. Elwert bzw. Stipendiat der DFG; Studienaufenthalte in Paris, Florenz, Valladolid u. Mailand; 1965 Habil. Mainz; 1965-74 o. Prof. Saarbrücken (Nachf. v. Helmut Stimm); 1974-94 o. Prof. Tübingen (Nachf. v. Mario Wandruszka); 1994 em.
Korr. Mitgl. d. Mainzer Akad. d. Wiss.; Officier dans l’Ordre des Palmes académiques.
„Lehrer u. Schüler: Adolf Tobler u. Erhard Lommatzsch – und ein kleiner Appendix“, in: Wege in der Sprachwissenschaft, 1991, 57-63
Sprache in Unterricht u. Forschung. Hrsg. v. R. Baum, F.J. Hausmann, I. Monreal-Wickert, Tübingen 1979 (FS zum 50. Geburtstag); Lingua et Traditio. Geschichte der Sprachwissenschaft u. der neueren Philologien. Hrsg. v. R. Baum, K. Böckle, F.J. Hausmann u. F. Lebsanft, Tübingen 1994 (FS zum 65. Geburtstag; P, Schrift-Verz).
Lateinisch „calere“ in den romanischen Sprachen, Wiesbaden 1958 (Diss.); Studien zum Konjunktiv im Italienischen, Mainz 1965, masch. (Habil.-Schr.); Beiträge zur Geschichte der These vom Weltbild der Sprache, Mainz-Stuttgart, 1967; Idealistische Philologie und moderne Sprachwissenschaft, München 1974 (span. Madrid, 1985); Frau und „Jüdin“ an der Universität: Die Romanistin Elise Richter (Wien 1865 – Theresienstadt 1943), Mainz-Stuttgart 1980; Romanistik u. Anglistik an der deutschen Universität im 19. Jahrhundert, Mainz-Stuttgart 1985; Ernst Robert Curtius u. die deutschen Romanisten, Mainz-Stuttgart 1987; Tobler-Lommatsch, Altfranzösisches Wörterbuch: U-venteler – vonjement, Stuttgart 1989-95 [fortges. von H. H. Christmann].
„In der Tat verdankt Hans Helmut Christmann seinen internationalen Ruf nicht nur mediävistischen Arbeiten, sondern vor allem den innovativen Untersuchungen, mit denen er seit dem Ende der fünfziger Jahre die Geschichte der Sprachwissenschaft und der neueren Philologien ergründete, von dem frühen, seinerzeit vielbeachteten und auch heute noch gelesenen Überblick Strukturelle Sprachwissenschaft, Grundlagen und Entwicklung […] über die zahlreichen, bleibenden begriffsgeschichtlichen Arbeiten seit der bahnbrechenden Arbeit zum Weltbild der Sprache […] bis hin zu Idealistische Philologie und moderne Sprachwissenschaft […] Seit dem Buch zu den idealistischen Neuphilologen legte Christmann seine wissenschaftsgeschichtlichen Arbeiten immer stärker - für manche zu stark - biographisch an in der jedoch kaum bestreitbaren Erkenntnis, daß gerade in Deutschland die Entwicklung der romantischen Philologie nicht von wissenschaftsimmanenten Gesetzmäßigkeiten, sondern von externen - sagen wir euphemistisch - ,Zufällen‘ geleitet wurde, und zwar viel einschneidender, als man das gemeinhin einzugestehen bereit ist. Und so verdanken wir nicht etwa den doch so kritisch-wachsamen, gleichwohl nicht immer in derselben Weise couragierten Vertretern der sogenannten ‚68-Generation‘, sondern ihm als Älterem die bewegende Erinnerung an so zahlreiche vom Nationalsozialismus beschädigte und zerstörte romanistische Wissenschaftskarrieren und Menschen (besonders Nr. 150: Deutsche und österreichische Romanisten als Verfolgte des Nationalsozialismus, Tübingen [Narr] 1989, edd. H. H. Christmann und Frank-Rutger Hausmann), eine Erinnerung, die von zahlreichen Emigranten, besonders in den USA, mit Genugtuung und sogar mit Dankbarkeit aufgenommen wurde“ (Lebsanft, 1995, 792-793).
CV; Kürschner, LH, 1994, 1, 130-131 (P); Nachrufe von: Fritz Abel, RF 108, 1996, 1-5; Franz Josef Hausmann, Le Français Moderne 64, 1996, 124-125; Franz Lebsanft, ZrP 111, 1995, 792-795; Hans-Jörg Neuschäfer, RZLG 20, 1996, 238-239; Max Pfister, Akad. d. Wiss. u. d. Lit. Mainz, Jb 1995, 116-118; Pierre Swiggers, Orbis 39, 1996-97, 401-410.