Barbara Ventarola (15.2.1969 Waiblingen – 25.10.2019 Berlin)
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie, bes. Literaturwissenschaft; Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
Ausbildung zur Tanzpädagogin; Stud. Romanistik u. Allg. u. Vergl. Literaturwissenschaft; 1997-98 Wiss. Hilfskraft im DFG-Projekt DECOLAR (Dictionnaire étymologique et cognitif des langues romanes) Univ. Tübingen; 1998-2001 Stipendiatin Graduiertenkolleg „Vormoderne Konzepte von Zeit und Vergangenheit" Univ. Köln; 2002 Wiss. Mitarbeiterin SFB „Medien und kulturelle Kommunikation“ Univ. Köln; 2002/03 Wiss. Mitarbeiterin Univ. Bamberg; 2003-09 Freiberufl. Tätigkeit als Choreografin, Tanzpädagogin und Tänzerin; 2007 Prom. Univ. Köln (Andreas Kablitz); 2009 Lehrkraft f. bes. Aufgaben, Wiss. Mitarbeiterin, ARätin a. Z. Univ. Würzburg; 2013 Habil. Univ. Würzburg (Polyperspektivismus und die Verteilung der Handlungsmacht; Leibniz' Beitrag zur Ausbildung moderner Gesellschaftstheorien); 2013 Vertretungsprofessur Würzburg; Gastprofessuren in Mexiko, Rio de Janeiro u. Baltimore; 2014-18 Gastprofessur f. Allg. u. Vergl. Literaturwissenschaft sowie Roman. Philologie FU Berlin (Peter Szondi Institut).
Kairos und Seelenheil; Textspiele der Entzeitlichung in Francesco Petrarcas "Canzoniere", Stuttgart 2008 (Diss.); Literarische Stadtutopien zwischen totalitärer Gewalt und Ästhetisierung, München 2011; Transkategoriale Philologie: liminales und poly-systematisches Denken bei Gottfried Wilhelm Leibniz und Marcel Proust, Würzburg 2015 (Habil.-Schr.); Genieentwürfe. Eine alternative Geschichte des schöpferischen Subjekts, Würzburg 2019.
„Barbara Ventarola hat mich durch ihre intellektuelle Begeisterungsfähigkeit, durch ihr breites literaturwissenschaftliches Wissen und ihre stets freundliche und fröhliche Art beeindruckt. Es gab kaum eine Veranstaltung am Institut, die sie nicht durch ihre Neugierde und ihr Temperament bereichert hätte, kaum eine Diskussion, wo sie mit wachem Geist nicht die erste Frage gestellt und noch viele mehr parat gehabt hätte“ (Michael Gamper).
„Die vorliegende Studie [i.e. Transkategoriale Philologie] entwirft die Konturen einer neuen Philologie, die es erlaubt, in bislang noch nicht dagewesener Weise der Komplexität und den pluralen, multi-dimensionalen Beziehungsgeflechten von Texten systematisch Rechnung zu tragen, ohne an analytischer Präzision und Differenziertheit zu verlieren – und dies in einer kultur- und geschichtsübergreifenden Perspektive. Auf der Basis einer umfassenden Kritik am klassischen Kategorienbegriff wird im ersten Teil ein grundsätzlich neues – transkategoriales und poly-systematisches – Textualitätskonzept entwickelt und durch einen Katalog konkreter neuer Interpretationsverfahren ergänzt. Damit sind die Fundamente für eine nicht-eurozentristische Literaturwissenschaft der Zukunft gelegt, die weit über bisherige Liminalitäts- und Poly-System-Theorien hinausgeht: Komplexität und Ordnung, Universalismus und Pluralismus werden auf neue Weise verbunden. Der zweite Teil demonstriert die Leistungsfähigkeit des neuen Modells. Er konzentriert sich auf zwei Autoren, die als besonders dunkel und komplex gelten: Gottfried Wilhelm Leibniz und Marcel Proust. Mit den neuen Interpretationsverfahren eröffnen sich völlig neue Einsichten in die behandelten Werke und Autoren: Leibniz gibt sich als ein besonders früher Denker des Liminalen und der Poly-Systematizität zu erkennen, der zudem entscheidend auf Prousts ästhetisches Projekt der Recherche eingewirkt hat. Damit lädt die Studie zu einer Re-Kartierung der Denk- und Literaturgeschichte ein, die gleichsam im Inneren Europas selbst ansetzt. Das nicht-eurozentristische, pluralistische Denken lässt sich nun bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen, was es auch nötig macht, die nachfolgenden Jahrhunderte unter diesem Blickwinkel neu zu erforschen“ (Brigitte Burrichter, „Qualifikationsverfahren Univ. Würzburg“).
Michael Gamper, „Trauer um Barbara Ventarola. Nachruf“ (FU Berlin, Peter Szondi Institut).