Rauhut, Ignaz Bernhard Franz

Ignaz Bernhard Franz Rauhut (2.10.1898 Frankenthal – 1.3.1988 Würzburg); Sohn des Ingenieurs Paul Josef Bernhardt Rauhut (†1930) u. der Maria Luise Bertha geb. Berndt (†1943); Schwiegersohn des Indologen Julius Jolly (1849-1932)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie

1917 Abitur Frankenthal; 1918 Militärdienst, dann Stud. Rom., Germ. u. Gesch. Würzburg; 1921 StE., Lehrer in Würzburg; 1925 Prom. (Arthur Franz) ebd.; 1928 Habil. (Karl Vossler) München; 1929 PDoz. München; 1946 LVtr. Würzburg (Adalbert Hämel); 1948-67 o. Prof. Würzburg; seit den 1950er Jahren aktives Mitgl. d. Friedensbewegung.

1956 Commendatore al Merito della Repubblica Italiana; 1961 Internationaler Pirandello-Preis.

Mitbegr. Blätter f. deutsche u. internationale Politik, 1956; Mithrsg. Münchener romanistische Arbeiten.

Romanische Literaturbeziehungen im 19. u. 20. Jahrhundert. FS für Franz Rauhut zum 85. Geburtstag. Hrsg. v. Ángel San Miguel, Richard Schwaderer, Manfred Tietz, Tübingen 1985 (P; Schrift.-Verz. XIII-XIX); Theatralisierung der Wirklichkeit u. Wirklichkeit des Theaters: Akten des 3. Pirandello-Kolloquiums in Wien vom 29. - 31. Mai 1986 [zur Erinnerung an Franz Rauhut (1898-1988) u. Kurt Ringger (1934-1988)]. Hrsg. v. Michael Rössner u. Frank-Rutger Hausmann, Bonn 1988.

Die Stellung Mallarmés in der französischen Lyrik, Würzburg 1924, masch. (Diss.); gedr. unter dem Titel: Das Romantische u. Musikalische in der Lyrik Stéphane Mallarmés, Marburg 1926; Das französische Prosagedicht, Hamburg 1929; Paul Valéry. Geist u. Mythos, München 1930 (Habil.-Schr.); Die Fachausdrücke der Sprachwissenschaft mit besondrer Berücksichtigung der romanischen Philologie, Berlin 1948; Was ist „Kultur“ in Italien, Frankreich u. Deutschland?, Würzburg, 1962; Der junge Pirandello oder Das Werden eines existentiellen Geistes, München 1964; Die klassizistische u. romantische Lyrik der Franzosen: im kulturellen Zusammenhang der Epoche 1780 -1850; mit kommentierter Anthologie. Mitarb. C. Gänssle-Pfeuffer, Heidelberg 1977; 1003 Variationen des Don-Juan-Stoffes von 1630 bis 1934. Nachw. von Cäcilie Gänssle-Pfeuffer. Hrsg. von Helmut Rauhut, Konstanz 1990.

„Vielleicht auch mitbewegt durch seine ,außerfachliche‘ Liebe zur Musik hat Rauhut sich in allen Epochen seiner Forschungsarbeit besonders gerne der schwierigen, ja dunklen Lyrik gewidmet. Genannt seien nur seine berühmt gewordene kommentierte Anthologie der französischen Lyrik (zuletzt Heidelberg 1977), seine Studien zu Michelangelo, dessen Sonette er auch glänzend übersetzte, sowie eine bedeutende Reihe von Interpretationen von Gedichten Gérard de Nervals, mit denen Rauhut kundige, gelehrte und einfühlsame Deutungen als Wegweiser bereitstellte, die den Leser hilfreich durch das sich aus vielen Quellen speisende labyrinthische Dichten Nervals geleiten. Nicht zuletzt diese Arbeiten zeigen Rauhuts herausragende Fähigkeit, Literatur von der Warte der eigenen enzyklopädischen Bildung aus als künstlerisches Phänomen zu betrachten, das auf vielfältige und oft verborgene Weise mit anderen Schöpfungen und anderen Bereichen der Kultur verknüpft ist. Daß Rauhut in der so reichen Kulturlandschaft der Romania gerade Sizilien, dessen Dialektliteratur und dessen großem Sohn Pirandello besonders intensiv zugetan war, entsprang nicht einfach einer klassischen Italienliebe, sondern dem ihm eigenen kritischen Geist, der sich in der Unbestechlichkeit der rationalen Analyse Pirandello, der stets hinter die Maske der Menschen zu blicken bemüht war, verwandt fühlte. Pirandellos Skepsis teilte Rauhut gewiß, doch ebenso gewiß zog er dem pessimistischen jungen Pirandello den Pirandello des Alterswerks I giganti della montagna vor, von dem Rauhut voller Hoffnung schreibt: Mit ihm ,gelangt Pirandello zu einem Glauben an eine befreiende, erlösende, vergeistigende Wirkung der Kunst auf die Menschheit‘“ (Schwaderer, 1989, 87).

Wolfgang Tischer, „Im lebenslangen Einsatz für den Frieden: zum Tod von Prof. Franz Rauhut (1988)“, Image / Katholische Hochschulgemeinde Würzburg, Würzburg 20, 1988, 61, 24-26; „Prof. Dr. Franz Rauhut verstorben“, Würzburg heute. Hrsg. Julius-Maximilians-Universität Würzburg; Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt; Stadt Würzburg, Würzburg, 1970, 1988, 46, 150-151; Richard Schwaderer, Nachruf, RF 101, 1989, 86-87; Ders., „Erinnerungen an Franz Rauhut: anläßlich der Enthüllung der Gedenktafel an seinem Wohnhaus am 3. Oktober 1998“, Würzburg heute. Hrsg. Julius-Maximilians-Universität Würzburg; Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt; Stadt Würzburg, Würzburg, 1998, 66, 80-82; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 809; Maas, Verfolgung u. Auswanderung, 2010, I, 613-616.

Zuletzt geändert am 2. März 2016 um 19:17