Kemp, Friedhelm

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Friedhelm Kemp (11.12.1914 Köln – 3.3.2011 München); Sohn des Kaufmanns Willie Eugen Kemp u. der Else geb. Bertuch

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Komparatistik; Germanistik; Romanistik; Übersetzer

Volksschule u. Realgymn. Aachen; Landerziehungsheim Ruppichteroth b. Hennef; März 1933 Abitur Wöhler-Realgymn. Frankfurt a. M.; 1933 Stud. Klass. Philol., Rom., Germ. Frankfurt a. M. (Friedrich Gennrich; Erhard Lommatzsch; Paul Milléquant) u. München (Franz Rauhut; Hans Rheinfelder; Gerhard Rohlfs; Karl Vossler; Julius Wilhelm); SS 1935 Arbeitsdienst; 22.12.1938 Prom. (Gerhard Rohlfs) München; 1992 HonProf. f. Vgl. u. Allg. Literaturwiss. LMU München (Literarische Übersetzung; Französische Lyrik; Französische Gegenwartsliteratur).

Margot Pehle: Friedhelm Kemp. Bibliographie 1939-1984. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach am Neckar 1984; Margot Pehle: Friedhelm Kemp. Bibliographie 1984 - 1994. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach am Neckar 1994.

„Seit er bei Karl Voßler (sic) über ,Baudelaire und das Christentum‘ promovierte, war die französische Poesie – abgesehen von der Dichtung der Goethezeit – der Leitstern seiner literarischen Interessen. Die Dissertation erschien im Kriegsjahr 1939, unter einem Regime, das der aus liberalem Kölner Elternhaus Stammende herzhaft verabscheute. Frankreich hat er erst danach kennengelernt, „in einem Kostüm, das seinen Träger dort nicht gerade beliebt machte.“ Baudelaire habe ihm damals das Leben gerettet, pflegte er später metonymisch zu sagen; sein Dolmetschen nahm ihn aus der Schußlinie und übte den künftigen Übersetzer, und seine Witterung für Poesie führte ihn auf die Spur lebender französischer Dichter, darunter Saint-John Perse, dessen Hauptwerke er später übertrug.

Als nach dem Krieg das ‚Fenster nach Westen‘ wieder geöffnet wurde, stand am Anfang seiner intensiven, breitgefächerten Übersetzertätigkeit wiederum Baudelaire mit den Journaux intimes, danach mit der Prosafassung der Fleurs du Mal, ein Neubeginn, der Jahrzehnte später zur achtbändigen, reich kommentierten deutschen Baudelaire-Ausgabe führen sollte. Kemps Mittlerinteresse galt freilich einer modernen französischen Literatur abseits der stärker modischen Importe von Existentialismus oder Nouveau Rom. Die Liste der Autoren, die er als Lektor des Kösel-Verlags in der Reihe Contemporains veröffentlichte und in vielen Fällen selbst übertrug, spricht Bände: Yves Bonnefoy, Roger Caillois, Max Jacob, Philippe Jaccottet, Jean Paulhan, Pierre Reverdy und Louis-René des Forêts finden sich darunter. Besonders Bonnefoy und Jacottet, die seine Altersgefährten waren und seine Freunde wurden, ist er als Übersetzer über lange Jahre treu geblieben“ (Koppenfels, 2013).

Werner von Koppenfels, „Baudelaire als Lebensretter. Nachruf auf Friedhelm Kemp“, Romanistik.de (19.9.2013); Kürschner 2015.

Zuletzt geändert am 14. Februar 2016 um 13:46