Georg Karl Wilhelm Adolf Ebert (1.6.1820 Kassel – 1.7.1890 Leipzig); Sohn eines kurhessischen Regierungsassessors
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie, bes. Literaturen des Mittelalters
Stud. Gesch., Philos. u. Rom. Marburg, Leipzig u. Berlin; 1844 Prom. Göttingen (Geschichte: Historia Ioannis secundi Castellae regis, usque ad pugnam apud Olmedium commissam enarrata); 1845 Habil. f. für Gesch. u. rom. Literatur Göttingen; 1845-50 PDoz. f. Gesch. u. Rom. Philol. Göttingen; 1850-56 PDoz. Marburg; 1856-62 ao. Prof. Marburg; 1862 o. Prof. f. Rom. Sprachen u. Literaturen Leipzig.
22.6.1867 o. Mitgl. d. Sächs. Akad. d. Wiss. zu Leipzig, 12.12.1883-01.07.1890 Stellv. Sekretar d. Phil.-hist. Kl.
Begr. u. Hrsg. (mit Ferdinand Wolf): Jahrbuch für romanische und englische Literatur, 1859-1864.
Quellenforschungen aus der Geschichte Spaniens, Kassel 1849; Handbuch der italienischen Nationalliteratur, Frankfurt a. M. 1854; Entwicklungsgeschichte der französischen Tragödie vornehmlich im 16. Jahrhundert, Gotha 1856; Allgemeine Geschichte der Literatur des Mittelalters im Abendlande, 3 Bde., Leipzig 1874-1887.
„In seinen Veröffentlichungen verlangte Ebert, Friedrich Schlosser und Georg Gervinus folgend, einen streng historischen Zugang zur Literatur. Schon seine erste literarhistorische Arbeit, eine Schrift zum französischen Theater, enthielt ein methodologisches Postulat in dieser Richtung, das er in der Vorrede dezidiert ankündigte: ,Der Literarhistoriker hat meiner Ansicht nach eben vor allem Historiker zu sein‘. Die Literaturgeschichte habe sich als ,Zweig der Geschichtswissenschaft‘ zu begreifen und ihrer Periodisierung zu folgen, d. h., die Literatur der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit unter ihrer jeweiligen den Kunststil bedingenden historisch-gesellschaftlichen Spezifik zu untersuchen. Dies richtete sich gegen eine überzeitliche, allein ästhetischen Kriterien verpflichtete Auffassung, die nur vollkommen subjektiv sein könne, ihr Wert allenfalls bloß ein kritisch-ästhetischer.Eberts Bedeutung für die Geschichte der Romanistik ist schließlich auch durch seine Zeitschrift bestimmt, der ersten Fachzeitschrift für die neuphilologischen Literaturen des Auslands überhaupt. Noch in Marburg hatte Ebert unter besonderer Mitwirkung von Ferdinand Wolf von 1859 an das Jahrbuch für romanische und englische Literatur herausgegeben, um dessen Erscheinen er sich seit 1853 bemüht hatte. Die Hoffnung, die Zeitschrift an die Leipziger Fakultät anzubinden, erfüllte sich jedoch nicht. Zu sehr von seinen akademischen Verpflichtungen beansprucht, übertrug Ebert ihre Herausgabe 1864 seinem Marburger Kollegen Ludwig Lemcke. Als Mitarbeiter bleb er ihr aber bis 1867 treu“ (Bochmann / de Toro, 2009, 635 [Bochmann]).
HSchA Nr. 02678-02694; L. J. Fränkel, ADB 48, 1904, 230-241; Alfred Noyer-Weidner, NDB 4, 1959, 253; Ernst Robert Curtius, Gesammelte Aufsätze, 1960, 484; Haenicke / Finkenstaedt, Anglistenlexikon, 1992, 77-78; Klaus Bochmann, „Sprachwissenschaftler wider Willen: Adolf Ebert und die Anfänge der Leipziger Romanistik“, in: Ders., Lebendige Philologie. Studien zur Soziolinguistik, Gesellschaftstheorie u. zur Wissenschaftsgeschichte der Romanistik. Hrsg. v. Jürgen Erfurt u. Falk Seiler, Leipzig 1999, 125-138; Bochmann / de Toro, „Romanistik“, 2009, 633-636 (P); Kalkhoff, Romanische Philologie, 2010, 353; Professorenkatalog der Universität Leipzig / catalogus professorum lipsiensium (online); http://www.saw-leipzig.de/de/mitglieder/eberta (P).