Cloëtta, Wilhelm Arnold

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Wilhelm Arnold Cloëtta [auch: Cloetta] (16.11.1857 Triest – 24.9.1911 Straßburg); Cloëtta war Schweizer u. stammte aus einem alten Geschlecht aus Bergün (Graubünden)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Mediävistik

Gymn. Zürich; dort auch Stud. (Rom., Vgl. Sprachwiss., Sanskrit), danach in Paris bei Gaston Paris u. Arsène Darmsteter; 1884 Prom. Göttingen (Karl Vollmöller); 1892 Lektor Berlin (Habil. nicht nachweisbar); 1893 ao., 1895-1909 o. Prof. Jena; 1909-11 o. Prof. Straßburg (Nachf. v. Gustav Gröber).

Abfassungszeit u. Überlieferung des Poème moral, Erlangen 1884 (Diss.); Poème moral. Altfranzösisches Gedicht aus den ersten Jahren des XIII. Jahrhunderts, nach allen bekannten Handschriften zum ersten Male vollständig hrsg., Erlangen 1886; Beiträge zur Litteraturgeschichte des Mittelalters u. der Renaissance. Bd. 1: Komödie und Tragödie im Mittelalter, Bd 2: Die Anfänge der Renaissancetragödie, Halle a. S. 1890/1892; Die Enfances Vivien. Ihre Überlieferung. Ihre zyklische Stellung, Berlin 1898; Les deux rédactions en vers du Moniage Guillaume: chansons de geste du XIIe siècle, Paris 1906-1911.

„Die Philosophische Fakultät hatte eine glückliche Hand, als sie 1893 Wilhelm Cloëtta zunächst als a.o. Professor für Jena gewinnen konnte. 1857 in Triest geboren, konnte er neben seiner wissenschaftlichen Ausbildung auf den Gebieten des Sprachvergleichs und der Sanskritforschung seine praktischen Kenntnisse der romanischen Sprachen bei längeren Auslandsaufenthalten festigen. […]

Der Kanon von Cloëttas Vorlesungen spannt den Bogen von der altfranzösischen und altprovenzalischen Literatur über die Laut- und Formenlehre, Grammatik bis zum Vulgärlatein und der Einführung in die Romanische Philologie. Nach 1900 wird der Anteil des Neufranzösischen und des Italienischen größer. Die literarhistorische Betrachtung reicht über das Mittelalter hinaus: Corneille, Molière und die Literatur des 19. Jahrhunderts nehmen einen wesentlichen Platz in den Vorlesungen ein. Besonderen Nachdruck legt Cloëtta auf die neufranzösische Phonetik, ist diese Disziplin doch nun Prüfungsfach für das Schulamt geworden“ (Militz / Schweickhard, 1996, 75).

O. Jodogne, „Maurice Wilmotte et ses travaux de dialectologie wallonne“, in: Bull. De la Commission Royale de Toponymie et Dialectologie 1967, 57-80; Hillen, Wegbereiter, 1993, 515, bes. 57-59; Hans-Manfred Militz / Wolfgang Schweickard, Tradition und Perspektiven der Romanistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, in: Die Bedeutung der romanischen Sprachen im Europa der Zukunft. Romanistisches Kolloquium IX. Hrsg. v. Wolfgang Dahmen, Tübingen 1996, 69-88, hier 75; Kalkhoff, Romanische Philologie, 2010, 352.

Zuletzt geändert am 22. Januar 2016 um 08:01