Schulte, Hansgerd

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Hansgerd Schulte (21.12.1932 Simmern/Hunsrück – 31.12.2019 Paris); Sohn eines Lehrerehepaars

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanistik, Germanistik, Deutsch-französische Studien

Volksschule Simmern/Hunsrück; Herzog-Johann-Gymn. (JHG) Simmern (deutsches Abitur) u. Franz. Gymn. Koblenz (franz. Abitur); Grenoble, Lycée Champollion (classes préparatoires et propédeutiques); Studienabschluss Paris Lycée Henri IV; 1958-61 Aufbaustud. École Nationale Supérieure Paris; Lektor f. Deutsche Sprache École d’Agriculture de Grignon bzw. Institut Catholique de Paris; 1963 Leiter Außenstelle des DAAD Paris, Rue de Verneuil; 1968 Prom. Freiburg i. Br. (Hugo Friedrich; Hans Staub); Lehrtätigkeit als Prof. Université Paris III (Leiter des Germanist. Instituts); dort Einrichtung eines Deutsch-Französischen Studiengangs „Études Franco-Allemandes“ (Literatur u. Landeskunde); 1972-1987 Präs. des DAAD in Bonn; 2001 em.

„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten …“, in: Georg Lechner (Hrsg.): Prägungen. Deutsche in Paris, Düsseldorf 1991, 301-304.

Passerelles et passeurs; hommages à Gilbert Krebs et Hansgerd Schulte, Asnières: PIA, 2002.

El Desengaño. Wort und Thema in der spanischen Literatur des Goldenen Zeitalters, München 1969 (Zugl.: Freiburg. i. Br., Univ., Diss., 1968. – Publ. in der Reihe Freiburger Schriften zur romanischen Philologie; 17); Von der Begegnung zur Zusammenarbeit: Beiträge zur internationalen Hochschulkooperation; Reden / von Hansgerd Schulte. [Hrsg.: Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)], Bonn 1989.

„Sein bikulturelles Kapital prädestinierte ihn zur Übernahme der Direktorenstelle der im Dezember 1963 eröffneten Pariser Außenstelle des DAAD in der Rue de Verneuil, die er nicht nur zu einem Treffpunkt deutscher und französischer Hochschullehrer bzw. Intellektueller machte, sondern ihn zugleich zu einem Hauptakteur bei der Verdichtung der deutsch-französischen Wissenschaftsbeziehungen werden ließ. Konzeptuell hatte er bereits in den 1970er Jahren eine Deutsch-Französische Hochschule angedacht; gemeinsam mit Pierre Bertaux und Robert Picht war er zudem maßgeblich an der Reform der Deutschlandstudien in Frankreich beteiligt. Anwendung fand diese insbesondere am 1968/69 von Bertaux gegründeten Institut d’allemand d’Asnières (Sorbonne Nouvelle), an das er nach seiner Habilitation im Jahr 1969 zum Professor berufen wurde“ (Pfeil, 423).
„Er gehörte nicht mehr zur Pioniergeneration der deutsch-französischen Aussöhnung, wohl aber zu jenen, die sie in der Folge der Élysée-Verträge umzusetzen hatten. Mit seiner temperamentvollen Umgänglichkeit war der Germanist Hansgerd Schulte einer ihrer tatkräftigsten Vertreter. Der 1932 im Hunsrück Geborene - er war Klassenkamerad des Filmautors Edgar Reitz - kam als Auslandsstudent des Pariser Eliteetablissements École Normale Supérieure früh in die französische Hauptstadt und promovierte dann beim Romanisten Hugo Friedrich in Freiburg. 1970 wurde er Professor an dem von seinem Pariser Mentor, dem Germanisten Pierre Bertaux, gegründeten Institut d'Allemand der Universität Sorbonne Nouvelle. Zuvor hatte er in Paris eine Außenstelle des Deutschen akademischen Austauschdiensts (DAAD) eröffnet, dessen Zentralbüro in Bonn er dann über vier Mandate hin als bisher einziger im Ausland unterrichtender DAAD-Vorsitzender leitete. Auch nach diesem Amt blieb er bis zu seiner Emeritierung als Leiter des Institut d'Allemand in Asnières ein unermüdlicher Ideenanreger. Bereits an Silvester ist er in Paris gestorben“ (SZ 6.1.2020).
„Als Präsident des DAAD von 1972 bis 1987 setzte sich der deutsch-französische Grenzgänger und überzeugte Europäer unermüdlich für Völkerverständigung und die Vertiefung der internationalen akademischen Beziehungen ein. – Alle, die ihn kennenlernen durften, schätzten seine große Liebenswürdigkeit und Herzenswärme, gepaart mit einer ansteckenden Lebensfreude und Zuversicht. Diese Eigenschaften machten es ihm leicht, andere Menschen für gemeinsame Projekte und Ziele zu gewinnen“ (Joybrato Mukherjee, Präsident des DAAD – Dorotohea Rüland, Generalsekretärin des DAAD, FAZ 11.1.2020, Nr. 9, S. 7).

Reinhart Meyer-Kalkus, Die akademische Mobilität zwischen Deutschland und Frankreich, Bonn 1994, 112-116; Ulrich Pfeil, „Die Pariser DAAD-Außenstelle in der Ära Schulte“, Francia 32/3, 2005, 51-75, hier 60; Mathias Nofze, „Ehemaliger DAAD-Präsident Hansgerd Schulte wird 80 Jahre alt“ [1]; Nicole Colin (u. a.), Lexikon der deutsch-französischen Kulturbeziehungen nach 1945, Tübingen 22015, 422-423 (Ulrich Pfeil); https://www2.daad.de/der-daad/daad-aktuell/de/75420-trauer-um-prof-dr-hansgerd-schulte/ (mit Bildergalerie); https://www.maison-heinrich-heine.org/bienvenue/actualites/hommage-a-hansgerd-schulte?lang=fr (P); https://ages-info.org/fr/2020/01/04/deces-de-hansgerd-schulte-1932-2019/ [Jürgen Ritte].

Zuletzt geändert am 14. Januar 2020 um 18:26