Gerhard Moldenhauer (19.1.1900 Unterpeißen, Saalkreis – 1980 Bernburg); Sohn des Pfarrers Otto Moldenhauer
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie
Karlsgymn. Bernburg a. S.; 1917 Kriegsabitur, dann Eintritt in die Kaiserl. Kriegsmarine als Seeoffiziersanwärter; 1918–22 Stud. Theologie, Neuere Sprachen u. Geschichte Halle a. S. u. Hamburg; 1919 als Zeitfreiwilliger Teilnahme a. d. Niederschlagung kommunist. Aufstände in Mitteldeutschland; 18.2.1922 Prom. (Karl Voretzsch) Halle; 1922–24 Reisen nach Spanien, Portugal u. Lateinamerika; 1924 Leiter ArbStelle Madrid f. Dt.-Span. Wiss-Beziehungen; 1926 Habil. (Voretzsch) Halle; 1929 Umhabilitierung, PDoz. Bonn (E. R. Curtius hatte in seiner Berufungsvereinbarung eine zusätzliche linguistische Stelle erhalten, für die er Moldenhauer vorschlug, der von einem Greifswalder Listenplatz profitierte); 1930 ao. Prof. Bonn; 1939–45 o. Prof. Wien; ab 1940 zeitweise als Kapitänleutnant zur Kriegsmarine eingezogen; 23.8.1945 entl.; 1949 LA Buenos Aires; 1950 Prof. contratado para Lingüística, Dir. Inst. de Filología U Nacional del Litoral, Rosario, Argentinien; 1957 o. Prof. Buenos Aires u. Rosario; ab 1960 Bemühungen, als Prof. z. Wv. in Deutschland bzw. Österreich anerkannt zu werden, die vor allem v. Hans Rheinfelder unterstützt werden, jedoch scheitern; Em. v. Phil. Fak. Erlangen-Nürnberg ohne Erfolg beantragt; 1965 Vetreteter Argentiniens bei der 600–Jahrfeier der Univ. Wien.
Mitgl. Hispanic Soc. Am., 1930; Silberne Leibniz-Medaille d. Preuß. Akad. Wiss., 1927.
Mitred. (gem. mit Edmund Schramm) Boletín bibliográfico del Centro de Intercambio Intelectual Germano-Español, Madrid 1927f.
Herzog Naimes im altfranzösischen Epos, Halle a. S. 1922; Die Legende von Barlaam u. Josephat auf der Iberischen Halbinsel, Halle a. S. 1929 (Habil.-Schr.); Verzeichnis der Veröffentlichungen von Wilhelm Meyer-Lübke, Jena 1938; Filología y linguística. Esencia, problemas actuales y tareas en la Argentina, Rosario de Santa Fé 1952; Fritz Krüger: Notice biographique et bibliographique; [Publ. par le Centre à l‘occasion de son 70ième anniversaire (7 déc. 1959)], Louvain 1959; Contribución a la historia de las interrelaciones literarias argentino-germanas, Rosario de Santa Fé 1964.
„Moldenhauer […] betrieb fortan seine eigene Art Romanistik, die rassenbiologisch und völkisch argumentierte und eine regionalistische französische Literaturgeschichte auf Stammesbasis lehrte, um die Kulturautonomie Frankreichs zu leugnen und als einzig positives Element im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie den germanischen Einfluß als befruchtend nachzuweisen. Gegen die Vernachlässigung des Sprachunterrichts durch Moldenhauer und seine eigenmächtig angekündigten Lehrveranstaltungen protestierte Curtius vergeblich. In der Radikalität seiner Ansichten blieb auch Moldenhauer jedoch ein Außenseiter in der Romanistik, weshalb er auch erst 1938 auf einen Lehrstuhl nach Wien berufen wurde“ (Höpfner, 1999, 373–374).
„Rheinfelder, der auch Vorsitzender des Romanistenverbandes war, suchte in der Sache Moldenhauers sowohl bei von Elmenau als auch bei Maunz zu intervenieren. Sein Einsatz blieb erfolglos. Der Widerstand der Fakultät veranlasste das Ministerium schließlich, sich gegen eine Wiedereinsetzung zu entscheiden. Moldenhauer musste unverrichteter Dinge wieder nach Buenos Aires zurückreisen. Der Fall bestärkte Rheinfelder in seiner Verbitterung über die pharisäerhafte Selbstgerechtigkeit seiner Kollegen. Wie Bosl in seiner Laudatio bemerkt hat, folgte Rheinfelder seinem Idealismus selbst gegenüber politischen Gegnern“ (Jedlitschka, 2006, 355–356).
HSchA Nr. 07431-07432; Wenig, Verzeichnis, 1968, 200; Hausmann, „Aus dem Reich“, 1993, 195, bes. 55–61,169–170; Höpfner, Die Universität Bonn, 1999, 10, 22, 371, 373, 374; de la Hera Martínez, La política cultural de Alemania, 2002, 480, bes. 46–47, 60–66, 89; Tanzmeister, Zeichen des Widerspruchs, 2002, 66; Jedlitschka, Wissenschaft u. Politik, 2006, 355; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 806, bes. 10, 546–548; Tanzmeister, „Die Wiener Romanistik“, 2010, 496–498, hier 496–498; Rebok, in: Rebok, Über Grenzen hinaus, 2010, 116–117; catalogus-professorum-halensis (online).