Hans Anton Felix Rheinfelder (15.2.1898 Regensburg – 31.10.1971 München); Sohn von Hans Rheinfelder, zuletzt OStDir. am Alten Gymnasium Würzburg
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie (Sprach- u. Literaturwissenschaft)
1917 Abitur Landau, Pfalz; Kriegsteilnahme; 1919 Stud. Rom. u. Angl. Würzburg u. München; 1921 1. StE.; 1923-29 Lektor f. Dt. Kgl. U Rom; 1925 Prom. (Arthur Franz; Adalbert Hämel) Würzburg; 1929 Habil. (Hanns Heiß) u. PDoz. Freiburg i. Br.; 1931 ao. Prof. München; 1932-35 Vorstand der Stiftung Maximilianeum (als überzeugter Christ abberufen); o. Prof. 1946 (rückwirkend auf 1933 dat.); 1947-53 Hochschulref. im Bayer. Kultusministerium; 1953-58 persönl. Berater d. bayer. Kultusministers; 1966 em.
1955 Gründer d. DRV; 1949-72 Präs. DDG.
1947 o. Mitgl. Bayer. Akad. d. Wiss.; 1950 Soci dou Felibrige, Toulouse; 1954 Komtur mit Stern Alfonso X el Sabio; 1959 Bayer. Verdienstorden; Commandeur des Palmes Académiques; Académie d’Alsace; Acad. dell’Arcadia; Sevčenco-Gesellschaft.
1969 Gründungshrsg. Iberoromania; Mithrsg. Münchener romanistische Arbeiten.
Medium aevum romanicum. FS f. Hans Rheinfelder. Hrsg. v. Heinrich Bihler u. Alfred Noyer Weidner, München 1963 (P; Schrift.-Verz.).
Vergleichende Sprachbetrachtung im neusprachlichen Unterricht, München 1926; Das Wort „Persona“: Geschichte seiner Bedeutungen mit besonderer Berücksichtigung des französischen u. italienischen Mittelalters, Halle a. S. 1928 (Diss.); Kultsprache u. Profansprache in den romanischen Ländern: Sprachgeschichtliche Studien zum Wortschatz des Französischen u. Italienischen, Genf-Florenz 1933 (Habil.-Schr.); Altfranzösische Grammatik, 2 Bde. (1: Lautlehre; 2: Formenlehre), München 1937-67; Lebensvorgänge, Krankheiten u. Heilung in den Gedichten Cecco Angiolieris u. anderer burlesker Dichter der Dantezeit, München 1960; Philologische Schatzgräbereien. Gesammelte Aufsätze. Mit einem Geleitwort v. Alfred Noyer-Weidner, Darmstadt 1968; Dantestudien. Hrsg. v. Marcella Roddewig, Köln-Wien 1975 (P).
„Hans Rheinfelder gehört zu jenen seltenen Menschen, welche der in jungen Jahren als richtig angesehenen Einstellung ihr Leben lang treu geblieben sind. Die Geradlinigkeit, das selten reine und selbstverständliche Miteinander von Männlichkeit und Wärme sowie die aktiv sorgende Treue gegenüber Freunden gehörten zu den hervorragendsten Zügen seines Wesens. Zwei Ideale gaben seinem Leben schon früh die Richtung: einmal der tief verankerte, in jeder Lebenslage auf das Providentiae memor ausgerichtete christliche Glaube, zum anderen die humanistische Bildung, insbesondere die Liebe zur Ergründung der Sprache, des Wortes, der Philo-logie. Beide Ideale gingen in dem von ihm gewählten Beruf der Lehre und Erforschung der romanischen Sprachen und Literaturen eine glückliche Verbindung ein. Wir haben verfolgt, wie er sich von Anbeginn seiner akademischen Laufbahn an in die romanische Welt des Mittelalters und in ähnlich geartete romanische Dichtung vom ausgehenden Mittelalter bis zur Gegenwart vertiefte. Mit den meisten von ihm näher besprochenen Dichtern fühlte er sich vor allem darin verbunden, daß sie ihre Wortkunst in den Dienst der (christlichen) Liebe, der Versöhnung, des Friedens stellten. Die Haßatmosphäre der Hitlerzeit, besonders im zweiten Weltkrieg, bestärkte ihn in seinen Idealen und ließ ihn aktiver um sie kämpfen, vor allem, als es galt, aus den moralischen Trümmern des Krieges zu retten, was noch zu retten war. Schweren Herzens verzichtete er auf eine ruhige wissenschaftliche Arbeit und stellte seine ganze Kraft in den Dienst des Wiederaufbaus. Unzählige Wunden hat er während seiner Tätigkeit als Hochschulreferent zu heilen sich bemüht. Nicht selten sind auch die Fälle, in denen er sich Feinde schuf, weil er aufrecht gegen Unrecht und Intoleranz jeglicher Art und für Versöhnung eintrat. Mit Leidenschaft wandte er sich deshalb auch gegen die militärische Wiederaufrüstung Deutschlands. Ihr stellte er die moralische Aufrüstung im Geiste des amour total (Romain Rolland und der simpatia cósmica (Gabriela Mistral) entgegen. Amour total bedeutete ihm vor allem ständiges Sicheinsetzen für den Frieden auf jeder Ebene, für die Verständigung zwischen den Christen untereinander und, mehr noch, zwischen Christen und Juden. Von der hebräischen Sprache und jüdischen Geistigkeit sprach er immer mit“ (Bihler, 1971, 198).
Alfred Noyer-Weidner, RLiR 36, 1972, 237-39; Ders., DDJb. 47, 1972, 11-16; Ders., Jb. d. Bayer. Akad. d. Wiss. 1972, 244-50 (P); Th. W. Elwert, EncDant IV, 901; Rudolf Baehr, Die Neueren Sprachen 70, 1971, 621 f.; Heinrich Bihler, Iberoromania 3, 1971, 193-200; Helmut Hatzfeld, Italica 49, 1972, 108 f.; Yakov Malkiel, Romance Philology 26, 1973, 689-91; Francesco Mazzoni, Studi Danteschi 49, 1972, 358 f.; Arnold G. Reichenberger, Hispanic Review 40, 1971, 481-83; Franz Niedermayer, Arbor 81, 1972, 381-84; Hausmann, NDB 21, 2003, 490-491; Jedlitschka, Wissenschaft und Politik, 2006, 480, bes. 398-399; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 809-810; Jedlitschka, „Der Münchener Romanist Hans Rheinfelder (1898-1971), humanitärer Pazifist und christlicher Humanist“, ZBLG 72, 2009, 129-149; Hausmann, Die Deutsche Dante-Gesellschaft, 2012, 21-37 (P), 42-53, 64-68, 101-134, 189-195, 202-227, 295; Stammbaum der Professoren d. Rom. Sem. d. Univ. Freiburg (online) (P).