Foerster, Wendelin

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Wendelin Foerster (10.2.1844 Wildschütz [Vlčice] b. Trautenau [Trutnov], Böhmen – 18.5.1915 Bonn); Sohn des Gutsverwalters Johannes Foerster

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. altfranzös. Literatur

Volksschule Arnau; Gymn. Leitomischel; Bischöfl. Alumnat Königgrätz; Abitur Wien; Stud. Klass. Philol. u. Neuere Sprachen Wien u. Freiburg i. Br.; 1868 Lehramtsprüfung Lat. u. Griechisch; 1869 Lehrer Dt. Staatsgymn. Brünn; 1870-Juli 74 Lehrer Josefstädter Gymn. Wien; 3.8.1872 Prom. Freiburg i. Br. (Bernhard Schmidt; Wilhelm Brambach; Ernst Martin; ausw. Gutachter Johannes Vahlen: De Rufi Festi eiusque codicibus); Mittelschullehrer in Brünn u. Wien; 17.3.1874 Habil. (Adolfo Mussafia) Wien; 1874-76 o. Prof. Prag; 1876-1908 o. Prof. Bonn (Nachfolge v. Friedrich Diez); GehR.

Korr. Mitgl. d. Akad. d. Wiss. Wien; 1893 Ehrenmitgl. Modern Language Assoc.; 1894 Félibrige Latin; 1897 Ehrenmitgl. Assoc. Phonétique Intern.; 1891 Korr. Mitgl. d. Ges. f. Förderung Dt. Wiss., Kunst u. Lit. in Böhmen; 1901 Wiss. Ges. Göttingen; 1902 Ehrenmitgl. Soc. Langues Romanes Montpellier; 1902 Vors. Gesellschaft f. Romanische Literatur; 1907 Korr. Mitgl. Kaiserl. Akad. Wiss. Wien.

Hrsg. Altfranz. Bibliothek (1879 f., 45 Bde.); Romanische Bibliothek (1889 f., 21 Bde.); Alfranz. Übungsbuch (gem. mit Eduard Koschwitz).

Christian von Troyes, Sämtliche erhaltene Werke: Nach allen bekannten Handschriften. Hrsg. von Wendelin Foerster, 4 Bde., Halle a. S. 1884f.; Altfranzösisches Übungsbuch zum Gebrauch bei Vorlesungen und Seminarübungen. Hrsg. v. W. Foerster u. E. Koschwitz, Heilbronn 1886; Kristian von Troyes, Wörterbuch zu seinen sämtlichen Werken, unter Mitarb. v. Hermann Breuer verf. u. mit einer literaturgeschichtlichen u. sprachlichen Einleitung versehen v. W. Foerster, Halle a. S. 1914.

„Schon 1902, als Foerster Vorsitzender der neu gegründeten, illuster besetzten Gesellschaft für Romanische Literatur wird, die sich vor allem der Herausgabe von Handschriften und raren Druckwerken widmen will, wird er auf diese Weise als Kristallisationsgestalt der Textkritik und einer sich auch über die Methode Textkritik institutionalisierenden Romanistik gewürdigt.

In diesem Kontext war es vor allen anderen ein Projekt Foersters, das wie aus sich selbst heraus die aus heutiger Sicht eng erscheinenden sprach- und texthistorischen Grenzen der Foerster’schen Romanistik sprengte. Es handelt sich um den seit 1871 gehegten Plan, sämtliche erhaltenen Werke von Chrétien de Troyes nach allen bekannten Handschriften kritisch herauszugeben, wobei Foester zunächst den Perceval aussparte, dessen kritische Ausgabe von Gottfried Baist in Aussicht gestellt war. Das Ausmaß der selbstgestellten Aufgabe war Foerster – wohl glücklicherweise – zunächst nicht bewusst. Schon die erste Ausgabe eines Chrétien-Textes, die Cligès-Ausgabe von 1884, verdeutlichte Foerster, all seinen philologischen Kenntnissen zum Trotz wie ,schwierig und unsicher‘ […] sich editorische Arbeiten an einem romanischen Text im Unterschied zum griechischen oder lateinischen Text darstellten, weil nur die letzteren in der Regel eine klare Einordnung der Handschriften in ein nach der Lachmann’schen Methode hervorgebrachtes Stemma erlaubten“ (Friede, 2013, 76-77).

HSchA Nr. 03092-03106; Ph. A. Becker, Nachruf, Almanach d. Kaiserl. Akad. d. Wiss. zu Wien, 1916, 422-426; Wilmotte, Mes mémoires, 1948, 40-42; ÖBL 1, 1957, 333; W. Th. Elwert, NDB 5, 1961, 333; Wenig, Verzeichnis, 1968, 78; Hirdt, in: Ders., Romanistik. Eine Bonner Erfindung, Bonn 1993, Bd. I, 141-229 (P; Bibl.); II, 915-1068; Hillen, Wegbereiter, 1993, 515, bes. 431-433; LRL I, 2, 962-63 (Peter Stein / Otto Winkelmann); Susanne Friede, „Wendelin Foerster. Kristallisationsgestalt einer sich institutionalisierenden Romanistik“, in: Bartsch, Foerster et Cie, 2013, 63-81.

Zuletzt geändert am 9. Mai 2016 um 15:03