Flasche, Hans

Version vom 9. Mai 2016, 14:57 Uhr von Bohmann (Diskussion | Beiträge)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Hans Flasche (25.11.1911 Düsseldorf – 17.9.1994 Bonn); Sohn eines Dolmetschers am Oberlandesgericht Düsseldorf

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Literaturwissenschaft (Spanien u. Portugal)

1930 Abitur Reformgymn. a. d. Rethel-Straße Düsseldorf; 1930-35 Stud. Rom. u. Angl. Bonn u. Berlin; 21.12.1935 1. StE. Franz., Engl., Span., Philos.; 12.2.1936 Prom. (Gerhard Moldenhauer) Bonn; 1936-39 Wiss. Hilfskraft Rom. Sem. Bonn (unterbrochen durch Stipendium Coimbra); SS 1939 LA Franz., Span., Portug.; 1939 Wiss. Bibliotheksdienst UB Würzburg; 1939-40 LA Ital. Würzburg; Juni 1940-Juli 1945 Wehrdienst u. Gefangenschaft; 1944 abkommandiert nach Lissabon u. einem der drei dt. Militärattachés zugeordnet; später Leiter der Zweigstelle Lissabon der Görres-Ges.; 1948 BiblR. Bonn; 1950 Habil. (Adalbert Hämel; Heinrich Kuen) Erlangen; 1950-53 PDoz. Erlangen; 1953 beamt. ao. Prof. Marburg; 1961 o. Prof. Marburg; 1963 o. Prof. Hamburg; Dir. d. Ibero-Amerikanischen Forschungsinstituts Hamburg; 1979 em.; 1974 GProf. u. Ruf Ann Arbor (abgelehnt).

1968 Comendador de la Orden de Isabel la Católica; 1979 Dr. phil. h. c. Lissabon.

Korr. Mitgl. Real Acad. Española, Madrid; Korr. Mitgl. The Hispanic Society of America; Korr. Mitgl. Real Academia Española, 1977; o. Mitgl. Instituto Internacional de Literatura Iberoamericana, 1981; o. Mitgl. Hispanic Society of America, 1981.

Hrsg. u. Begr. Portugiesische Forschungen d. Görresgesellschaft; Mithrsg. Spanische Forschungen d. Görresgesellschaft; Romanistisches Jahrbuch; Hamburger romanistische Studien, Reihe B: Ibero-amerikanische Reihe, 1948f.

Studia Iberica: FS f. Hans Flasche. Hrsg. v. K. H. Körner u. K. Rühl, Bern-München 1973 (P; Schrift.-Verz. 705-709); Aureum saeculum Hispanum: Beiträge zu Texten des Siglo de Oro. FS für Hans Flasche zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. K. H. Körner u. D. Briesemeiser, Wiesbaden 1983 (P); Homenaje a Hans Flasche: FS zum 80. Geburtstag am 25. November 1991. Hrsg. von Karl-Hermann Körner, Stuttgart 1991.

Die begriffliche Entwicklung des Wortes ratio und seiner Ableitungen im Französischen bis 1500, Leipzig-Paris 1936 (Diss.); Über die Genealogie der Lehre von der Erfahrung des Herzens. Philologisch-philosophische Studien zur Vorgeschichte der Erkenntnistheorie Pascals u. ihrer Einordnung in der französischen Geistesentwicklung; Erlangen 1950, masch. (Habil.-Schr.); Die Sprachen u. Literaturen der Romanen im Spiegel der deutschen Universitätsschriften 1885-1950, Bonn 1958; Geschichte der spanischen Literatur, 3 Bde., Bern 1977, 82, 89; Über Calderón: Studien aus den Jahren 1958-1980, Wiesbaden 1980; Zetemata, semantica, syntactica, 2 Bde., Stuttgart 1990; Konkordanz zu Calderón, 5 Bde., Hildesheim 1980-1983.

„Seine Veröffentlichungen und Forschungsprojekte zu Calderons Autos Sacramentales und Antonio Vieiras Predigten sowie seine wissenschaftspolitischen Aktivitäten, etwa als Hochschulvertreter im Ständigen Gemischten Deutsch-Portugiesischen Kulturausschuß oder als Direktor des Portugiesischen Instituts der Görresgesellschaft in Lissabon, sind in die Geschichte der deutschen Hispanistik und Lusitanistik der Nachkriegsgründerzeit eingegangen. Flasche war Philologe aus einem doppelten Grundimpuls heraus. Ihn trieb die akribisch-skrupelhafte Suche nach sprachlichen Befunden, sei es in der grammatikalisch-stilistischen Exegese von Sprachgebilden, in der Begriffs- oder Ideengeschichte, wie sie in der Dissertation und Habilitationsschrift philosophisch-philologisch exerziert wird, oder in kritischen Textausgaben und Kommentaren, die er selbst vornahm oder durch seine Schüler ausführen ließ.

Flasche betrieb Wortforschung nicht im Sinne von ,Wörter und Sachen‘, sondern immer auf der Spur von Begriff und Sprache.

Die andere Wurzel seiner Liebe zum Wort, seiner Ehrfurcht vor dem Wort, gründet im Glauben. Hans Flasches Forschung ist zeitlebens eine bohrende geistliche Spurensuche geblieben von Teresa de Avila über Calderon zu Pascal, Vieira, Charles Du Bos und Gabriela Mistral, von der christlichen Umprägung antiker Mythen über die Paraphrase mittelalterlicher Hymnen, dem Ausdruck der Zeiterfahrung und die Darstellung des Lebens bei Calderon bis hin zur Todesterminologie im Siglo de Oro. Er konnte dabei aus einer übergreifenden Kenntnis der biblischen, patristischen und mittelalterlichen Geisteswelt schöpfen. Vergleich und Gegenüberstellung - Pascal und François de Sales, Calderon und Augustinus, Santa Teresa und Pascal - dienten ihm methodisch als Erkenntnismittel beim Versuch, die Typologie des religiösen Menschen aus dem Verhältnis zu Wort und Sprache zu entwerfen“ (Briesemeister, 1995, 138).

Kürschner 1950-92; Auerbach, Catalogus professorum academiae Marburgensis 2, 1979, 496-497; Nachruf, RoJb 45, 1994, IX-XII; Dietrich Briesemeister, Iberoromania 41, 1995, 137-140; Kurt Reichenberger, Bulletin of Hispanic Studies 72, 1995, 213-214, Odilo Engels, „Nachruf auf Hans Flasche“, Jahres- u. Tagungsbericht der Görres-Gesellschaft 1995, 109-111; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 794, bes. 537f.

Zuletzt geändert am 9. Mai 2016 um 14:57