Theodor Ziesing (8.10.1856 Zürich – 7.10.1912 Zürich)
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Französische Literatur
1880-95 PDoz. Zürich.
Charles Baudelaire, ein Essay, Zürich 1879; Le globe de 1824 à 1830 considéré dans ses rapports avec l’école romantique et les littératures étrangères, Genf 1881; Erasme ou Salignac? Etude sur la lettre de Fr. Rabelais, Paris 1887.
„Wirklich entscheidend für die Baudelaire-Rezeption im deutschsprachigen Raum ist erst der zehn Jahre später in der Schweiz erschienene, knapp 100 Seiten lange Aufsatz des jungen Theodor Ziesing: Charles Baudelaire, ein Essay. Der Autor sollte sich im Jahr darauf an der Universität Zürich habilitieren, allerdings zu einem anderen, schätzungsweise weniger heiklen Thema. Ziesings Kenntnis von Baudelaires Werk ist durchaus fundiert, auch über den Stand der Kritik in Frankreich ist er gut informiert. Er bemüht sich um eine umfassende, prägnante Analyse, wenngleich die auf dem bürgerlichen Positivismus gründenden ästhetisch-moralischen Vorurteile ihm den Blick gründlich verstellen und ihn zu apodiktischen Werturteilen verleiten, die aus heutiger Sicht bestens amüsant klingen und vermutlich mehr über Ziesing und die Lage der deutschen Kultur in der Bismarck-Ära und dem Wilhelminischen Zeitalter aussagen als über Baudelaire“ (Kuhn, 2005, 171).
KrJb 12, 193, 16 u. 21 (Walther v. Wartburg); Irène Kuhn, „,Marmorschön u. dekadent‘. Die Anfänge der deutschen Baudelaire-Rezeption“, in: Bernd Kortländer / Hans Theo Siepe, Baudelaire u. Deutschland – Deutschland u. Baudelaire, Tübingen 2005, 169-184.