Wais, Kurt Karl Theodor

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Kurt Karl Theodor Wais (9.1.1907 Stuttgart – 13.9.1995 Tübingen); Sohn des Verlagsdirektors Gustav Wais

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie; Vergleichende Literaturwissenschaft

1915-25 Eberhard-Ludwigs-Gymn. Stuttgart; Stud. Germ. u. Rom.; 1930 Prom. (Hermann Schneider) Tübingen; 1931 1. u. 1932 2. StEx.; 1932 StAss. (beurlaubt); Volontär-Assist., Wiss. Assist.; 25.7.1933 Habil. (Gerhard Rohlfs) Tübingen; PDoz.; 1936/37 LVtr. Halle; 1939-46 Kriegsdienst u. Gefangenschaft; Uffz. u. Sonderführer; August 1939-42 ao. Prof. Tübingen; Febr. 1942-45 o. Prof. Straßburg; 1949-53 LA Stuttgart, Tübingen u. Bamberg; 1953-54 GProf. Tübingen; 1954-61 ao. Prof. f. Vgl. Literaturwiss. Tübingen, ab 1958 auch f. Rom.; Rufablehnung Wien; 1961-75 o. Prof. Tübingen; 31.3.1975 em.; SS 1975 Vertr. d. eigenen Lehrstuhls.

1971 Mitgl. d. Fédération Internationale des langues et littératures modernes.

Beiträge zur vergleichenden Literaturgeschichte. FS f. Kurt Wais zum 65. Geburtstag, unter Mitarbeit von Wolfgang Eitel hrsg. von Johannes Hösle, Tübingen 1972.

Das Vater-Sohn-Motiv in der Dichtung, 2 Bde., Berlin 1931; Henrik Ibsen u. das Problem des Vergangenen im Zusammenhang der gleichzeitigen Geistesgeschichte, Stuttgart 1931 (Diss.); Henrik Ibsens Wirkung in Spanien, Frankreich, Italien, Braunschweig [u.a.] 1933; Das antiphilosophische Weltbild des französischen Sturm u. Drang 1760-1789, Berlin 1934 (Habil.-Schr.); Mallarmé. Ein Dichter des Jahrhundert-Endes, München 1938, 2. erw. Aufl. 1952; Frühe Epik Westeuropas u. die Vorgeschichte des Nibelungenliedes. Bd. 1: Die Lieder um Krimhild, Brünhild, Dietrich u. ihre frühen ausserdeutschen Beziehungen, Tübingen 1953; Zwei Dichter Südamerikas. Gabriela Mistral. Rómulo Gallegos, Berlin-Neuwied 1955; An den Grenzen der Nationalliteraturen. Vergleichende Aufsätze, Berlin 1958; Französische Marksteine von Racine bis Saint-John Perse, Berlin 1958; Der Erzähler Italo Svevo. Werke u. Rezeption, Krefeld 1965; Europäische Literatur im Vergleich. Gesammelte Aufsätze, hrsg. von Johannes Hösle, Dieter Janik u. Wolfgang Theile, Tübingen 1983.

„Die das wissenschaftliche Œuvre von Wais charakterisierende Symbiose von romanischer und vergleichender Literaturwissenschaft ist fast von Anbeginn präsent. Zwar ist die Dissertation ein Beitrag zur modernen skandinavischen Literatur (,Henrik Ibsens Problem des Vergangenen‘), aber gleichzeitig mit ihr erscheint eine Serie von Aufsätzen, in denen die Geschichte der Rezeption von Ibsen in Frankreich, in Italien, in Spanien aufgezeigt wird. Eine komparatistische Studie gesamteuropäischer Ausrichtung, die sich, wie die analoge Titelformulierung erkennen läßt, gleichfalls komplementär zur Thematik der Dissertation verhält, ist dann die Abhandlung über ,Das Motiv des Vergangenen in der neueren europäischen Literatur‘ (1933); und Ähnliches gilt für die Monographie über das psychoanalytisch wie literarhistorisch bedeutsame Motiv der Vater-Sohn-Beziehung (1931). Mit der im weitesten Sinne geistesgeschichtlich orientierten Habilitationsschrift (,Das antiphilosophische Weltbild des französischen Sturm und Drang 1760-1789‘), die in gewissen Partien, z.B. den Kapiteln über die Entwicklung der Religiosität, heutzutage das so begehrte Etikett ,mentalitätsgeschichtlich‘ beanspruchen könnte, konsolidierte sich die Vorrangstellung, die fortan die romanischen Literaturen, insbesondere die Literatur Frankreichs in Kurt Wais‘ Forschertätigkeit einnehmen wird. […]

Ein entschiedenes Hinausschreiten über den – bereits so breiten – Horizont der bisherigen Forschungsinteressen bedeuten zwei als Buchpublikationen zusammengefaßte Studien von 1955: mit ihnen, einem Porträt der Lyrikerin Gabriele Mistral und einem Essay über ,Doña Barbara‘ von Rómulo Gallegos, in welchem dieser Roman einleuchtend als eine Art Nationalepos lateinamerikanischer Prägung gesehen wird, stieß Wais zur Avantgarde der wissenschaftlichen Entdecker der spanischen Gegenwartsliteratur der Neuen Welt“ (Hempel, 1996, 420-421).

Tübingen, UA 602/908; Wido Hempel, Nachruf, RF 107, 1996, 420-422; Wolfgang Theile, „Deutsche Romanistik im Dritten Reich. Zwei Fallstudien“, Romanistik in Geschichte und Gegenwart 10, 2004, 139-168; Chetana Nagavajara, „Kurt Wais (1907-1995). Pionier der deutschen Komparatistik“, Weimarer Beiträge 54, 2008, 448-451; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 816-817, bes. 357-358; Hausmann, Die Geisteswissenschaften, 2011, 600-601.

Zuletzt geändert am 29. März 2016 um 15:54